Die Umiyaden Dynastie
Die Dynastie der Umiyaden
begann mit dem Stadthalter von Damaskus –Muaviya-, dessen Vater Abu Sufyan
das Oberhaupt der Stadt Mekka war. Muaviya war ein Verwandter des dritten
Kalifen Uthman, der ermordet wurde. Als Alyy schließlich
zum Kalifen gekürt wurde, verlangte
Muaviya zusammen mit anderen, erst die Mörder
von Uthman zu bestrafen, danach würde auch er den Treueschwur
an Alyy leisten. Weil aber Alyy außerstande war, gegen die Verschwörer
vorzugehen, weigerte sich Muaviya das Treugelobnis abzulegen.
Schließlich drohte Muaviya, sich als
Gegenkalifen ausrufen zu lassen, wenn die Mörder
von Uthman nicht sofort bestraft würden. Dazu kam es jedoch
nicht mehr, weil eine Gruppe von Verschwörern „die Charidschiten“
einen Mordkomplott gegen Muaviya und Alyy
planten. Der Mordanschlag gegen Muaviya schlug fehl, gegen
Alyy gelang er aber.
Hasan, der älteste Sohn von Alyy, verzichtete auf das Kalifatenamt, um den Frieden unter den Muslimen zu sichern. Nun war die Stunde für Muaviya gekommen. Muaviya herrschte mittlerweile über Syrien, Palästina und Ägypten. Die neue Hauptstadt des islamischen Reiches wurde Damaskus. Dort waren ihm die Soldaten treu ergeben. Unter dem Kalifat von Muaviya wurde erstmals die Belagerung von Byzanz/Konstantinopel angegangen. Nebenbei wurde Rhodos durch die Muslime von den Römern befreit. Nach vergeblicher siebenjähriger Belagerung wurde der Plan, Byzanz zu erobern, aufgegeben. Die Grenzregionen im Nahen Osten, einschließlich Kabul, wurden für den Islam wieder gefestigt. Drei Arten, zur Hervorbringung des Kalifen, hatten die Muslime nun kennengelernt. Die erste davon war, die einheitliche Wahl Abu Bakrs zu ihrem Führer durch die Einwohner von Medina. Die zweit Art war, die Ernennung Umars zum Kalifen. Und drittens bildete man eine kleine Kommission, die einen Führer wählen sollte. Muaviya ging aber einen neuen Weg, was bei vielen Muslimen Abneigung hervorrief. Er ernannte seinen Sohn Yazid als Nachfolger für das Kalifatenamt. Die Muslime waren nun geteilter Meinung. Einerseits mußte man dem Kalifen Gehorsam entgegenbringen, andererseits wurde das Kalifatenamt als Erbfolge eingeführt. Hinzu kam noch, dass Yazid bei den Muslimen als ungeeigneter Staatsmann galt. Muaviya gelang es jedoch, von allen seinen Provinzen die Bündnistreue für seinen Sohn Yazid zu sichern. Die Einwohner Medinas sprachen sich aber gegen ein Treugelobnis für Yazid aus. In Medina lebten die Söhne der beiden ersten Kalifen, und diese machten ihren Einspruch mit dem Hinweis geltend, dass wenn das Kalifatenamt erblich wäre, sie mehr Anrecht darauf hätten , den Kalifen zu stellen. Muaviya starb nach 20jähriger Regierungszeit und Yazid wurde zum Kalifen ausgerufen. Yazid hatte keinen rechten Bezug zur Religion und lebte in Damaskus ein leichtfertiges Leben, meistens umgeben von Christen. Als Yazid den Thron bestiegen hatte, lies er durch seinen Stadthalter in Medina seine Gegner festnehmen, und hielt sie solange gefangen, bis diese den Treueschwur auf ihn geleistet hatten. Husain, der jüngere Sohn von Alyy, und Abdallah ibn Zubair verließen die Stadt. Abdallah ibn Umar leistete hingegen unter Zwang den Treueschwur. Aus Kufa kamen Boten zu Husain mit der Bitte, in den Irak zu kommen, und ihr Führer zu werden. Die Einwohner von Kufa, der Hauptstadt Alyys, fühlten sich Husain mehr verbunden als Yazid. Dies bedeutete aber zugleich einen Aufstand gegen Yazid als Kalifen. In Mekka wurden ebenfalls Stimmen gegen die Herrschaft aus Damaskus laut. Husain hatte man inzwischen überzeugt, sodass er sich schließlich auf den Weg nach Kufa machte. In Kufa begann währenddessen ein Aufstand gegen den Stadthalter von Yazid, um ihn loszuwerden. Der Stadthalter von Kufa war aber sowieso nicht gewillt, gegen den Enkel des Propheten (Husain) zu kämpfen. Yazid erfuhr von dem Komplott und ernannte einen neuen Stadthalter in Kufa. Als Husain nach Kufa unterwegs war, bestand seine gesamte Begleitung aus seiner Familie, hauptsächlich Frauen und Kindern, und einer kleineren Anzahl von Dienstleuten und Freunden. Der neue Stadthalter Ubaidallah hatte unterdessen die Verschwörer von Kufa ausfindig gemacht. Er ließ die Anführer enthaupten und öffentlich ihren Rumpf ausstellen. Dies schreckte die anderen Aufständischen ab, und Ubaidallah hatte somit den Aufstand beenden können. Daraufhin sandte er einen Boten zu Yazid, der ihm die gute Nachricht überbringen sollte. Ein Anhänger von Husain verließ die Stadt, um diesem den Ausgang des Aufstandes mitzuteilen. Auf dessen Weg nach Kufa kamen viele Freiwillige zu Husain, um ihm beizustehen. So hatte sich auf seinem Weg eine beträchtliche Streitmacht angesammelt. Als Husain nun in Zibala eintraf, berichtete der Bote aus Kufa das Ende des Aufstandes. Husain erkannte, dass nun alles verloren war. Er erzählte den Leuten von dem Ausgang in Kufa, und bat alle, wieder zu ihren Stämmen zurückzukehren. Husain machte sich nun wieder mit seiner Familie alleine auf den Weg. Unterwegs traf Husain auf die Vorhut des Stadthalters von Kufa . Sie sagten zu Husain, dass sie ihn nach Kufa begleiten sollen. Bald kamen sie in der nähe von Kerbela an. Der Stadthalter von Kufa hatte mittlerweile über einen Boten neue Befehle an die Vorhut geschickt. Demnach sollte man die Begleiter von Husain bis zur Erschöpfung durch die Gegend treiben. Am Euphrat wurde ein Lager für die Nacht aufgeschlagen. Jedoch durfte der Zug von Husain ihre Wasserschläuche nicht auffüllen. Am nächsten Tag war die Streitmacht mit 4.000 Mann unter dem Befehl Omar ibn Sad an das Lager herangerückt. Omar forderte Husain auf, den Treueschwur auf Yazid zu leisten. Nach einem Tag Bedenkzeit griff die Reiterschaft die kleine Schar von 72 Mann an. Ein Pfeilregen setzte ein, und viele Begleiter wurden getötet. Zum Schluss blieb von den männlichen nur noch Husain selber übrig. Ein Reiter versetze Husain einen Schlag mit dem Schwert. Blut verfärbte seine Kleider. Mit letzter Kraft setzte er sich auf seine Stute, wobei das Pferd durch Pfeile getötet wurde. Es schien so, als wollte keiner Husain den Todesstoß versetzen. Der General Schammar al-Dschuschan rief seine Soldaten auf, Husain zu töten. Mit etlichen Schwertstößen wurde Husain schließlich zum Märtyrer . Mit dem Tod Husains hatten sich die Soldaten aber nicht zufrieden gegeben. Wie im Blutrausch schändeten sie seinen Körper. Der Kopf wurde mit dem Schwert abgeschlagen, und der restliche Körper durch Pferdetritte bis zur Unkenntlichkeit entstellt. In Kufa wurde das Haupt von Husain aufgestellt. Somit ging der 10. Oktober 680 als Trauertag in die Geschichte ein. In Bezug auf diese Schlacht tauchte erstemalig der Begriff „Schi’a“ (=die „Parteien“) auf. Eine Partei für Husain, eine andere für Yazid. Mit der heutigen Schi’a hat das jedoch nichts mehr gemeinsam. Yazid hatte mit 35 Jahren das Kalifatenamt übernommen. Seine Regierungszeit wird von allen islamischen Historikern als unwürdig und beschämend für den Islam bezeichnet. Dem Wein und den Ausschweifungen soll sich Yazid hingegeben haben. So war sein Ende auch nur eine Folge seines Lebensstiles. Yazid hatte drei Jahre und sechs Monate regiert. Als die Nachricht vom Tode Yazids eintraf, wurde der Sohn von Yazid, Muaviya II., zum Kalifen in Damaskus ausgerufen. Zugleich liesen sich aber Abdallah ibn Zubair in Mekka und Ubaidallah ibn Zayyad in Kufa und Basra auch zum Kalifen ausrufen. Ubaidallah wurde jedoch in die Flucht geschlagen, wogegen Muaviya II. kurz daruf strab, und so blieb erst einmal nur Abdallah übrig. Doch schon bald wurde Mervan zum Kalifen gekürt. So herrschte Mervan über Syrien und Ägypten, Abdallah über Arabien und den Irak. Da es keine Institution im Islam gibt, welche den Kalifen absetzen könnte, gab es praktisch zwei Kalifen. Abdallah verwies auf eine Anweisung des dritten Kalifen Umar, ein Mann müsse, um rechtmäßiger Kalif zu werden, als solcher von allen Muslimen anerkannt werden. Erst als Abd al-Malik Kalif wurde, gab es für eine zeitlang wieder nur einen Kalifen. Neben den vier Kalifen ging ein besonderer als gerecht in die Geschichte ein. Umar ibn Abd al-Aziz, ein Urenkel von Umar ibn Khattab. Während es sich schon lange bei den Kalifen eingebürgert hatte, genauso wie die römischen Herrscher zu leben, verzichtete Umar II. auf Leibwächter, und ging sorgenvoll unters Volk. So schrieb der neuernannte Stadthalter von Mosul –Yahya- an den Kalifen Umar II., in seiner Stadt herrsche große Kriminalität in Form von Einbrüchen. Er fragte an, ob er aufgrund eines Verdachtes die Beschuldigten foltern dürfe. Der Kalif lehnte es mit diesen Worten ab :„Wenn Gerechtigkeit sie nicht ehrbar macht, mag auch Allah sie nicht zur Umkehr bringen.“ Umar II. war mit seinem Verständnis von Gerechtigkeit vielen anderen Staatssystemen weit voraus. Selbst in der Apostelgeschichte 22, Vers 23 ff. ist von Folter die Rede, nur um Sachverhalte nachvollziehen zu können. Umar II. verhalf den islamischen Gesetzen zur strickten Einhaltung. Dies hatte zur Folge, dass es einen enormen Ansturm von Übertritten zum Islam gab. Während der zwei Regierungsjahre von Umar II. blieben die inneren Unruhen aus. Durch das vorbildliche Festhalten an der Sunna des Propheten waren die Muslime mit ihrem Kalifen zufrieden. Umar starb im Alter von nur 39 Jahren. Während der ganzen Dynastie war das Land von Streitigkeiten und Kriegen untereinander geprägt. Trotzdem dehnte sich das islamische Imperium in alle vier Himmelsrichtungen aus, einschließlich Europa. In den 90ér Jahren der umaiyadischen Herrschaft vergrößerte sich das islamische Reich um mehr als das Doppelte. Es gab 14 umaiyadische Kalifen, die einen Durchschnittsalter von 43 Jahren erreichten. Der letzte Kalif der Umaiyaden war Marvan. Er wurde bei seiner Flucht aus Damaskus getötet. Nur einer des Umaiyadenhauses konnte den Verfolgern entkommen und lies sich in Spanien nieder. AbschlussObwohl sich viele Kalifen dem weltlichen Regieren mehr hingaben als den Geboten des Islams, hatten die Menschen doch ein angenehmes Leben. Da im Islam alle gleich sind, egal welcher Rasse oder Herkunft, konnte trotz der anhaltenden Konflikte im islamischen Imperium, der Islam aufblühen. Man darf nicht vergessen, dass die anderen Regierungsformen den untergebenen Menschen keine Rechte billigten. Aus der Sicht des heutigen demokratischen Verständnisses verurteilt man die islamischen Reiche viel zu schnell . Doch gaben sie ihrer Bevölkerung viele (Menschen-)Rechte und haben die Menschen gut versorgt. Der jeweilige Kalif, so gläubig oder ungläubig er auch gewesen sein mag, beachtete immer die islamischen Gebote und seine Untertanen. So war es auch möglich, dass viele Nicht-Muslime den Islam annahmen, weil sie erkannten, dass der Islam eine Religion von Gott dem Einzigen und Lebendigen ist. |