Umar ibn Khattab
Auszug aus Ibn Sa'ad Gefährten Biographie
Umar ibn Khattab, war etwa 44 Mondjahre alt, als er von dem sterbenden Abu Bakr die Würde des Kalifen angeboten bekam. Umar, ein Mann von starkem, mächtigem Körper und ungewöhnlicher hoher Statur. Er war wohl einer der begabtesten Gefährten des Propheten Muhammed. Mit der linken Hand war er ebenso geschickt wie mit der rechten. Er vermochte es, mit einer Hand am Ohr seines Pferdes und mit der anderen Hand an seine eigenes Ohr anfassend, in freiem Sprung aufzusitzen. Sein weißes Barthaar war in der Regel rotbraun durch Henna gefärbt. Seine Gesichtsfarbe war von heller weißer Natur mit rötlichen Neigungen. Umars Kleidung unterschied sich durch nichts, seiner Leute. Ein Überwurf aus Katar, das er mit einer Hand um Brust und Schulter festhielt. Umars Gewand war besonders mit vielen Stücken in geflickt. So berichtet sein Sohn Abdallah: Mein Vater pflegte (selbst) für seine und seiner Familie Nahrung zu besorgen. Im Sommer trug er eine Hülle. Wenn er sich in seinen „Izar“ (Gewandt) ein Loch riss, flickte er es und zog nicht eher einen neuen Izar an, als bis der Termin der Wallfahrt gekommen war. Mochte auch noch so viel Geld in Medina ankommen, seine Kleidung war, wie ich meine, immer noch schlechter als diejenige, die er im vorigen Jahre getragen hatte. Und als ihm seine Tochter Hafsa (eine der Witwe des Propheten) darüber sich beklagte, erwiderte Umar: Es ist der Staatschatz der Muslime, aus dem ich meine Kleidung beziehe, und die , die ich jetzt trage, reicht noch bis zum nächsten Termin. Als Umar eines Freitags später als gewöhnlich zum Gebet in der Moschee erschine und die Kanzel bestieg, entschuldigte er sich vor den wartenden Muslimen, indem er sprach: Dies mein Hemd hier hat mich aufgehalten, ich hatte kein anderes. Es war nämlich an den Ärmeln des Hemdes etwas zu ändern gewesen. Ein Markenzeichen Umar’s, war seine Peitsche. Der Kalif Umar pflegte des Nachts immer durch den Straßen von Medina zu gehen um nach dem Rechten zu sehen. Dabei hatte er immer eine Peitsche bei sich. Wann er diese sich zulag, kann nicht mehr ermittelt werden. Feststeht, dass er diese Angewohnheit nicht vom Propheten und Abu Bakr übernahm. Obwohl ansonsten er an den Vorgehensweisen der beiden Festhielt. So berichtet Anas ibn Malik: Als mächtigster Mann auf Erden, sah ich Umar bekleidet mit einem Izar, der mit 14 Flicken, davon einigen aus Leder, geflickt war, ohne Rida (eine Art Weste für den Oberkörper), aber dafür meinem Turban versehen, wie er die Peitsche in der Hand, auf dem Markt von Medina umherging um nach dem Rechten zu sehen. Er war der erste, diesen Brauch einführte. Es ist zu betonen, dass nach Auffassung des Islams Schläge, die im Namen des Gesetzes ausgeteilt werden, nur eine entsühnende, keineswegs eine entehrende Wirkung haben. Wegen seiner Peitsche dachten sich einige Gefährten des Propheten, vielleicht kann es sein, dass sich einer wegen der Peitsche abgeschreckt fühlt und sein Anliegen den Kalifen nicht vortragen traut. So erzählt Muhammed ibn Zaid (ein Urenkel Umar’s folgende Begebenheit): Einige Sahbis sprachen zu Abderrahman: Wie wäre es, wenn du dem Befehlshaber der Gläubigen (Umar) im Interesse der Menschen (die in Anliegen zu ihm kommen) mit folgenden Worten Vorstellungen machtest? Es kommt jetzt vor, dass sich jemand wegen irgend eines Anliegens aufsucht, aber eine solche Scheu vor dir hat, dass er sich nicht getraut dich anzureden und dann unverrichteter Dinge wieder fortgeht. Abderrahman ging darauf zu Umar und trug ihm die Sache vor, indem er sprach: O Befehlshaber der Gläubigen, sei milde gegen die Menschen. Passiert es doch jetzt, dass Jemand aus der Fremde hergereist kommt, dann aber eine solche Scheu vor dir hat, dass er sich nicht getraut dich anzureden, und daher ohne dich gesprochen zu haben wieder abzieht. Umar sagte darauf: Abderrahman, ich bitte dich, haben das einige Gefährten dich zu diesem Schritt verleitet? Abderrahman sagte: Jawohl, bei Allah. Umar sagte darauf: O Abderrahman, bei Allah, ich bin milde gegen die Menschen gewesen bis zu einem Grade, dass ich gefürchtet habe, Allah möchte mich ob solcher Milde strafen. Dann bin ich haft gegen sie gewesen, dass ich wiederum fürchtete, Allah möchte mich ob solcher Härte strafen. Wo ist nun der Ausweg aus diesem Dilemma? Da erhob sich Abderrahman weinend und ging fort, und er mit einer Hand eine Geste machte, als wollte er sagen: Wehe, wie wird es den Menschen gehen, wenn du (Umar) nicht mehr da bist. Und Abderrahman hatte Recht. Es ist den Muslimen nie wieder so gut, so glänzend ergangen wie unter der Führung Umars. In seinem Lebenswandel hielt er an der Vorgehensweise des Propheten und Abu Bakr fest. Umar Freunde versuchten auf den Kalifen einzureden, doch abstand zu nehmen von den rauen Einfachen Gewohnheiten. Dazu bediente man sich seiner Tochter Hafsa. So kam Hafsa eines Tages zu ihrem Vater und sagte: O Vater, Allah hat dir reiche Mittel gegeben, die Erde vor dir geöffnet (d.h. unterworfen) und reichen Segen gegeben. Wie wäre es, wenn du etwas bessere Nahrung zu dir nähmest und etwas bessere Kleidung trägst? Woraus Umar antwortete: Ich will mit deinem Gewissen reden. Denkst du denn nicht mehr daran, was für ein hartes Leben der Bote Allahs führte? Und fing er an ihr all die Einzelheiten in das Gedächtnis zurückzurufen, bis dass sie anfing zu weinen, und führ dann fort: Bei Allah, wenn ich es kann, werde ich dasselber harte Leben führen wie die beiden (Muhammed und Abu Bakr). Vielleicht darf ich dann hoffen desselben glücklichen (wörtl. weichen) Lebens teilhaftig zu werden, welches sie (im Paradies) führen. Hasan, der Sohn Ali’s berichtete über Umar’s Lebensführung: Er war hart und dürftig. Umar sagte einmal: Meine Leute (meine Verwandten) haben wohl ein Recht gegen meine Person und mein Vermögen, nicht aber gegen meine Religion und mein Amt als Vertrauensmann der Umma (Gemeinde) Er hielt es für eine Forderung seiner Religion und seines Amtes in der Einfachheit der Sitten seiner beiden Vorgänger zu verharren. Stets lehnte er irgend welche Bevorzugung seiner Person oder Familie, jede Anregung dazu als eine unwürdige Schmeichelei in schroffster Weise ab. Ibn Sa’d berichtete über das Hungerjahr 639. Alljährlich pflegte Umar die Wallfahrt nach Mekka zu machen, mit der dürftigsten Ausrüstung. Wenn er Halt machte, wurde nicht immer ein Zelt aufgeschlagen, sondern oftmals ließ er nur ein Fell oder einen Mantel über Büsche oder Bäume ausbreiten, und unter solchen Schattendacht ruhte der Herrscher der Gläubigen. Ebenfalls erwähnt Ibn Sa’d, dass Umar auch weiterhin seinen Kaufmanngeschäften nachging, genauso wie Abu Bakr. Als er einmal in Syrien unterwegs war, staunten die Leute über den Kalifen. Er kam ohne jeden imperatorischen Pomp, kein Anzeichen seines gewaltigen Amtes. Die Bevölkerung war von diesen Herrscher so fasziniert, dass sie alles daran setzten um die Religion des Islam zu lernen. Hafsa seine Tochter erzählt uns über ihrem Vater: Er betete außer den fünf Pflichtgebeten mit Vorliebe zur Mitternachtszeit, und wenn er müde wurde und etwas vergaß, musste einer seiner Leute, der hinter ihm stand, ihn erinnern und ihm weiter helfen. Umar war in seiner Zeit der größte Faster. Er war ein gerechter Führer. Ohne irgend welches Ansehen der Person. Bei Allah: Wenn Umar spricht, spricht er laut, und wenn er geht, geht er schnell, und wenn er schlägt, tut es weh. Das ist ein richtiger Gottesmann. Anas ibn Malik erzählt uns die Begebenheit seiner Bekehrung zum Islam: Umar ging eines Tages aus, bewaffnet mit dem Schwerte. DA begegnete ihm ein Mann von den Banu Zuhra und sprach zu ihm: Wohin o Umar? Umar sagte: Ich will den Muhammed töten. Jener sagte: Wie glaubst du denn, dass du vor den Banu Hasim und en Banu Zuhra deines Lebens sicher sein wirst, wenn du Muhammed tötest? Umar sagte darauf: Du bist auch so ein Überläufer geworden und hast deine alte Religion aufgegeben. Jener sagte: Soll ich dir einmal etwas Merkwürdiges zeigen, o Umar? Siehe dein Schwager und deine Schwester sind auch Überläufer geworden und haben deine Religion aufgegeben. Tobend stürzt er fort. Als er zu den Seinigen kam, war gerade ein Muhacir (Auswanderer) bei ihnen. Als dieser Umar’s Stimme vernahm, verkroch er sich im Hause. Umar tritt ein und spricht: Was war das für ein Geflüster, das ich eben hier bei euch hörte? Sie lasen nämlich die Sure 20 des Qur’ans. Sein Schwager und seine Schwester antworten: Nichts. Wir erzählten uns nur eine Geschichte. Umar: ihr seid wohl auch Überläufer geworden? Sein Schwager: Was würdest du denn sagen, oh Umar, wenn nun die wahre Religion eine andere wäre als die deinige? Umar stürzt sich auf seinen Schwager und stößt ihn wild mit den Füssen. Nun eilt seine Schwester herbei und stößt ihn fort von ihrem Gatten. Darauf schlägt Umar mit der Faust auf sie los, so dass ihr Besicht blutet. Und nun sprach sie, wutentbrannt: O Umar, wenn es nun einmal so ist (wie es ist), dass eine andere Religion als die deinige die wahre ist, so bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah, und bezeuge, dass Muhammed der Bote Allah ist. Da merkte Umar nun, dass nichts mit ihnen zu machen war und sprach: Gebt mir das, woraus ihr vorgelesen habt, damit ich es lesen kann. Umar war einer der des Lesens und schreiben kundig war. Darauf sprach seine Schwester: Du bist unrein (vom Götzendienst),. Nur wer reinist, darf das Blatt berühren. Darum erheb dich und wasch dich. Er erhob sich, wusch sich, nahm das Blatt und las die Sure 20 bis zu der Stelle Vers 14: ...siehe, ICH bin Allah, es gibt keine Gott außer MIR. Darum bete MICH an und verrichte das Gebet, um MEINER zu gedenken. Als Umar dies gelesen, sprach er: Zeigt mir, wo Muhammed ist. Als Chabbab (der wo sich versteckte) dies hörte, kam er aus seinem Versteck hervor und sprach: Freue dich, o Umar, denn es wird sich hoffentlich das Gebet erfüllen, das der Gesandte Allahs in der Donnerstagnacht für dich gebetet hat, indem er sprach: O Allah, mach den Islam stark durch Umar ibn Khattab oder durch Amr ibn Hisam. Der Gesandte Allahs befand sich damals in dem Haus am Fuße des Berges Alsafa. Umar ging nun hin nach diesem Haus, vor dessen Tür Hamza, Talha und andere Gefährten des Gesandten befanden. Als Hamza die Angst seiner Genossen vor Umar bemerkte, sprach er: Nun gut, das da ist Umar. Will Allah durch ihn etwas Gutes ins Werks setzen, so wird er Muslim und folgt dem Propheten. Will er aber etwas anders, so wird es uns ein Leichtes sein ihn zu erschlagen. Während dessen befand sich der Prophet im Hause und erhielt gerade eine Offenbarung. Da trat der Prophet aus dem Haus und ging auf Umar zu, fasste ihn an der Naht seines Gewandtes und an seinem Schwertgehänge und sprach: Willst du nicht eher aufhören, o Umar, als bis Allah die Sachmach und die Strafe auf dich herabschickt. Darauf sprach Umar: Ich bezeuge, dass du der Gesandte Allahs bist. Er nahm den Islam an und sprach: Geh hinaus, o Gesandter Allahs (d.h. predigte öffentlich in der Stadt), ich werde dich beschützen. Aslam, Umar’s Diener berichtet über seine strenge Art: Malik Aldar, ein Freigelassener Sklave Umar wurde eines Tages von Umar angeschrieen und Umar wollte ihn mit der Peitsche schlagen, da sprach Malik: Ich erinnere dich an Allah. Darauf warf er die Peitsche fort und sprach: Du erinnerst mich an einen Gewaltigen. Amr Ibn Maimun sagte: Ich hätte gerne in der ersten Reihe des Gebetes gestanden, aber die Scheu vor Umar hielt mich ab. Umar pflegte nicht eher „Allahu akbar“ zu sagen, als bis er die vorderste Reihe mit den Blicken gemustert hatte. Wenn er dann sah, dass Jemand nicht in der Reihe, sondern zu weit nach vorn oder hinten stand, sorgte er mit Hilfe seiner Peitsche für Ordnung. Sa’id ibn Almusayab berichtete: Umar erhielt eines Tages einige Kamele. Er ließ sie schlachten, verteilte die Hälfte und mit der andere Hälfte lud er zum Essen ein. Da sprach einer seiner Gäste: o Befehlshaber der Gläubigen, wie wäre es, wenn du uns täglich ein solches Mahl bereiten würdest? Wir würden dann bei dir essen und uns unterhalten. Darauf antwortete Umar: Ich tue etwas derartiges nicht wieder. Zwei Genossen vor mir (er meinte damit den Propheten und Abu Bakr) sind dahingegangen. Sie haben nach ihrer Weise und sind ihren Weg gegangen. Und wenn ich nun anders regiere als sie, so gerate ich auf einen anderen Wege als den ihrigen (d.h. auf eine Weg, der nicht zum Heil führt). Umar hatte während des Festmahls gemerkt, dass er wohl Unrecht begangen hatte, dass die Kamele Eigentum der Umma waren und er es nicht für seinen persönlichen Zweck verwenden durfte.
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(solche Vorgehensweise sucht sich heute vergebens.)
Umars Jugend:
"O Allah unser Gott", betete er, "mache den Islam stark durch einen der zwei Männer, ’Amr Ibn Hischam oder Umar Ibn Al- Khattab!"Das Bittgebet des Propheten Muhammad -Allahs Segen und Friede auf ihm- wurde erhört. Allah (t) erwählte Umar Ibn Al-Khattab, dem Islam zu dienen. ’Amr Ibn Hischam starb wie Abu Dschahl (=Vater der Unwissenheit), aber Omar sollte eine Säule des Islam werden. Umar war 12 Jahre jünger als der Prophet -Allahs Segen und Friede auf ihm. Er war der Sohn Al-Khattabs, seine Mutter hieß Hatima. Er stammte von den Banu Odayy ab, einem Zweig der Quraisch. Die Banu Odayy genossen großes Ansehen. Sie waren die Wortführer in den Verhandlungen der Quraisch mit anderen Stämmen. Sie schlichteten auch als Richter deren Streitigkeiten. Schon in früher Jugend erhielt Omar eine Ausbildung im Kriegshandwerk
und erlernte auch die Kunst der öffentlichen Rede. Schon früh
zeigte er ungewöhnlichen Mut und Offenheit. Er war lernbegierig und
ernsthaft in allem, was er unternahm. Diese Eigenschaften machten ihn schon
in jungen Jahren im Lande bekannt. Seine Handelsgeschäfte führten
ihn in andere Länder; und diese Reisen verschafften ihm ein umfassendes
Wissen und ein großes Verständnis für Menschen und Dinge.
Umar nimmt den Islam an:
"Da ist ein Mann", dachte er, "der das Volk gespalten hat. Es lebte friedlich dahin. Dann erschien er und riss den Sohn vom Vater und den Bruder vom Bruder. Nun rennen seine Anhänger in ein anderes Land. Nur Muhammad ist die Ursache all dieser Unruhe. Ich muß ihn töten, um dem Verdruß ein Ende zu machen."
Durch diese Worte wurde Umars Zorn in eine andere Richtung gelenkt. Er ging geradewegs zum Haus seiner Schwester Fatima Bint Al-Khattab und klopfte an die Tür. Drinnen rezitierte jemand den Qur’an. Fatima erschrak, als sie Umars Stimme hörte. Sie versteckte die Qur’an-BIätter, in denen sie gerade gelesen hatte, und öffnete die Tür. "Was hast du gerade aufgesagt?" fragte Umar. "O, nichts", sagte die Schwester. "Wieso nichts?" rief er zornig aus, "ich habe alles genau gehört. Ich weiß, daß ihr beide Muhammads GIauben angenommen habt. "Während er dies sagte, begann er seinen Schwager Sa’id zu schlagen. Fatima kam diesem zu Hilfe und bekam einen Schlag auf den Kopf, so daß er zu bluten anfing. Dies machte das Paar erst recht mutig: "Ja, wir sind Muslime geworden", schrien sie Omar an, "mach, was du willst! " Der Anblick der blutenden Schwester berührte Umar sehr Fatima war eine so liebe Schwester! Sicher mußte im Qur’an etwas Wahres enthalten sein, das ihr unschuldiges Herz gewonnen hatte. fragte Umar. Nach langem Zögern händigte ihm Fatima die wenigen Blätter des Qur’an aus, die sie besaß und die die ersten acht Verse aus der 57. Sure (Eisen) enthielten. Umar setzte sich, um diese Seiten zu studieren. Sein Gesichtsausdruck änderte sich bald, und sein Zorn kühlte sich ab, als er die ersten acht Verse las, welche lauten: "Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen! Es preist Allah, was in den Himmeln und was auf der Erde ist, und Er ist der Erhabene, der Allweise. Sein ist das Königreich der Himmel und der Erde. Er macht lebendig und läßt sterben, und Er hat Macht über alle Dinge. Er ist der Erste und der Letzte, der Sichtbare und der Verborgene, und Er ist der Kenner aller Dinge. Er ist es, Der die Himmel und die Erde in sechs Tagen erschuf, dann wandte Er Sich majestätisch Seinem Reich zu. Er weiß, was in die Erde eingeht und was aus ihr hervorkommt, was vom Himmel herniederkommt und was zu ihm aufsteigt. Und Er ist mit euch, wo immer ihr (auch) sein möget. Und Allah sieht alles, was ihr tut. Sein ist das Königreich der Himmel und der Erde; und zu Allah werden alle Dinge zurückgebracht. Er läßt die Nacht in den Tag und den Tag in die Nacht eintreten; und Er ist der Kenner all dessen, was (ihr) in den Herzen hegt. Glaubt an Allah und seinen Gesandten und spendet von dem, zu dessen Erben Er euch gemacht hat. Und jenen von euch, die glauben und spenden, wird ein großer Lohn zuteil sein. Was ist euch, daß ihr nicht an Allah glaubt, obwohl der Gesandte euch aufruft, an euren Herrn zu glauben; und Er hat von euch bereits ein Versprechen abgenommen, wenn ihr Gläubige seid"
Der Beiname "Al-Faruq":Der Übertritt Umars brachte für den Islam eine Wende. Vorher mußten die Muslime in ständiger Furcht vor den Ungläubigen leben. Einige hatten ihren Glauben sogar vor den Mekkaner verheimlicht. Sie konnten ihre Gebete nicht in der Öffentlichkeit verrichten. Dies alles änderte sich, nachdem Omar Muslim geworden war. Als erstes rief Umar die Oberen von Mekka zusammen, und vor dieser Versammlung erklärte er, ein Anhänger des Islam zu sein. Man starrte ihn schweigend an, niemand konnte ein Wort der Entgegnung herausbringen. Dann bat Umar den Propheten -Allahs Segen und Friede auf ihm- in der Al-Ka’ba beten zu dürfen. Er selbst führte einen Teil der Muslime dorthin. Eine zweite Gruppe wurde von Hamza (r) geführt. Als alle beisammen waren, wurden die Gebete unter der Leitung des Propheten -Allahs Segen und Friede auf ihm- gemeinsam verrichtet. Dies war das erste Gebet dieser Art in der Al-Ka’ba. Vor der Auswanderung nach Medina ereignete sich das gleiche. Die meisten
Muslime verließen Mekka still und heimlich mit Ausnahme von Umar
(r). Er legte seine Waffen ging zur Al-Ka’ba und betete dort. Die Oberen
von Mekka schauten ihm schweigend zu. Nach dem Gebet rief er ihnen laut
zu: "Jetzt ziehe ich nach Medina. Wer mich daran hindern will, soll mich
jenseits des Tals treffen. Seine Mutter wird ihn gewiß trauernd beweinen.
Verehrung für den Propheten:In allen Schlachten und Unternehmungen stand Umar dem Propheten -Allahs Segen und Friede auf ihm- zur Seite. seine Liebe zu Allah und Seinem Propheten war groß, stärker als Blutsbande oder Freundschaft. Beim Kampf von Ohod befand sich der Prophet -Allahs Segen und Friede auf ihm- mit seinen Gelehrten (sahaba) auf einem nahegelegenen Hügel. Als Khaled versuchte, sie anzugreifen stieß Umar mit einem Teil der Muslime vor und schlug ihn zurück. Da rief Abu Sufian aus: "Ist Muhammad am Leben?" Der Prophet -Allahs Segen und Friede auf ihm- untersagte seinen Männern zu antworten. Abu Sufian fragte wieder: "Dann sind also Muhammad, Abu Bakr und Omar alle tot?" Da konnte Umar nicht länger ruhig bleiben und rief zurück: "O Feind Allahs, wir sind alle wohlauf!" Bei der Einnahme von Mekka nahm der Prophet -Allahs Segen und Friede auf ihm- den Treueschwur der Männer selbst entgegen und bat Umar, den Treueid der Frauen entgegenzunehmen. Umars Tochter Hafsa (r) war eine Frauen des Propheten Einmal war der Prophet -Allahs Segen und Friede auf ihm- unzufrieden mit ihnen. Einige Wochen lang ging er zu keiner von ihnen und blieb allein. Er wollte mit niemandem darüber sprechen. Eines Nachmittags suchte Omar (r) den Propheten -Allahs Segen und Friede auf ihm- auf. Der Diener sagte jedoch, er dürfe niemanden hineinlassen. Darauf sagte Umar laut: "Bitte sage dem Gesandten Allahs, daß ich nicht gekommen bin, um für Hafsa zu sprechen. Wenn es der Prophet will, schlage ich ihr den Kopf ab und lege ihn ihm zu Füßen." Als der Prophet -Allahs Segen und Friede auf ihm- diese Worte hörte, gestattete er Umar einzutreten. Umars Ansichten über die meisten Dinge waren sehr ausgewogen. Oft geschah es, daß Umar (r) eine andere Meinung als die anderen Sahaba hatte. Nicht selten wurden dann seine Ansichten nachträglich durch später offenbarte Qur’an-Verse unterstützt. So kam es, daß der Prophet -Allahs Segen und Friede auf ihm- den Worten, Umars große Beachtung schenkte. Diese Hochachtung fand ihren Ausdruck darin, daß er einmal sagte: "Wenn nach mir noch ein Prophet zu kommen hätte, würde es gewiß Umar sein." Als der Prophet -Allahs Segen und Friede auf ihm- das Unternehmen Tabouk vorbereitete, unterstützte das Volk dieses Vorhaben mit Geld. Omar (r) gab die Hälfte seines gesamten Vermögens ab. Umars Verehrung für den Propheten -Allahs Segen und Friede auf ihm- brachte ihn ihm sehr nahe. Um ihn noch mehr an sich zu binden, heiratete der Prophet Omars verwitwete Tochter Hafsa. Sie hatte einen schwierigen Charakter, und Umar befürchtete daher, daß sie den Rest ihres Lebens als Witwe verbringen müßte. Als der Prophet -Allahs Segen und Friede auf ihm- davon hörte, nahm er sie selbst zur Frau. Der Tod des Propheten -Allahs Segen und Friede auf ihm- war ein schwerer
Schlag für Omar. Er konnte nicht glauben, daß Muhammad -Allahs
Segen und Friede auf ihm- tot sein sollte, zog sein Schwert und schwor,
jedem den Kopf abzuschlagen, der behaupte, der Gesandte Allahs sei tot
- so hatte der Kummer ihn überwältigt. Ein Leben ohne den Propheten
-Allahs Segen und Friede auf ihm- war für ihn undenkbar. Und was sollte
aus dem Islam und seinen Anhängern werden, wenn der Prophet wirklich
tot war, wie das Volk sagte? Diese finsteren Gedanken verdunkelten seinen
Verstand. Erst als Abu Bakr (r) ihn an die klare Aussage des Qur’an über
diesen Punkt erinnerte, fand er wieder zu sich selbst. Während seines
Kalifats verließ Abu Bakr (r) sich auf den Rat Omars. Das resultierte
daraus, daß der Prophet -Allahs Segen und Friede auf ihm- zu seinen
Lebzeiten Umars Worten so große Bedeutung beigemessen hatte.
Krieg mit Persien:
Einen Tag nach der Ankunft Al-Muthannas verstarb Abu Bakr (r). Aber
vor seinem Tode hatte er Umar ans Herz gelegt, in erster Linie an den Irak
zu denken. Bald kamen die Menschen aus allen Teilen des Landes nach Medina,
um dem neuen Kalifen ihre Treue zu geloben. Omar nutzte ihre Anwesenheit,
um mit ihnen zu sprechen und sie zu überzeugen, daß ihre Teilnahme
am irakischen Feldzug notwendig sei. Aber die meisten Leute waren der Meinung,
daß Khaled Ibn AI-Walied der einzige Mann sei, der mit dem Feind
fertig werden könne. Sie zweifelten am Erfolg, eines Feldzuges, der
nicht von Khaled geleitet würde. Omar fuhr jedoch fort, seine Gedanken
dem Volk eindringlich nahezubringen. Er wollte die falsche Vorstellung
ausmerzen, daß der Islam nur auf einen bestimmten Mann angewiesen
sei, so hervorragend dieser auch sein mag, Schließlich erklärte
Abu Obaida Ibn Al-Dscharrah (r), Oberhaupt der Banu Thaqief, daß
er für die Sache Allahs kämpfen wolle, und viele Männer
folgten daraufhin seinem Beispiel. Abu Obaida erhielt daß Oberkommando
für die Kämpfe im Irak.
Sieg über Gaban und Nursi: Die Niederlagen der Perser im Irak ließen ihre Herrscher verzweifeln.
Die Führer begruben ihre Streitigkeiten und trafen sich zu Beratungen.
Nach vielen Überlegungen krönten sie die Prinzessin Puran Dukht
zur Kaiserin und ernannten den wohlbekannten Adligen Rostum zu ihrem obersten
Minister und Oberbefehlshaber der Streitkräfte.
Ein Beispiel für die Gleichheit im Islam: Einige der Oberen brachten nach ihrer Unterwerfung ausgewählte
Speisen für Abu Obaida. "Sind diese Gerichte für mich oder für
die ganze Armee?" fragte er. Sie erwiderten, es sei schwierig, in so kurzer
Zeit für das ganze Heer Essen zuzubereiten. Aber Abu Obaida sagte.
"Diese Männer sind genauso wie ich bereit, ihr Blut im Kampf zu vergießen.
Also muß auch ich bereit sein, das gleiche zu essen wie sie." Solche
Worte hatten die stolzen Herren noch nie gehört, da sie einen anderen
Lebensstil in Persien gewohnt waren. Die muslimische Lebensweise versetzte
sie über alle Maßen in Erstaunen.
Die Schlacht bei der Brücke: Im Monat Scha’ban im Jahre 13 n.H. rückte Abu Obaida gegen Bahman vor. Der Euphrat trennte die beiden Heere. Bahman fragte Abu Obaida, welches der beiden Heere übersetzen solle. Die muslimischen Heeresführer wollten gern auf ihrer Flußseite bleiben. Aber Abu Obaidas Selbstvertrauen war so groß, daß er sich entschloß, jenseits des Flusses zu kämpfen. Die Muslime überquerten daraufhin den Fluß auf einer aus Booten gebauten Brücke. Hier waren sie jedoch erheblich im Nachteil: Das Gelände war uneben, so daß das Heer sich nicht frei bewegen konnte. Das schlimmste aber war, daß die Perser durch eine dicke Mauer von Elefanten geschützt waren. Die arabischen Pferde hatten nie zuvor so große Tiere gesehen; sie scheuten und waren schwer zu zügeln. Als Abu Obaida das sah, befahl er seinen Männern. abzusitzen. Mit ihren Schwertern zerschnitten sie die Stricke der auf den Elefanten befestigten Sitze, brachten so die Reiter zu Boden und töteten sie. Aber die Elefanten selbst blieben ein Problem. Sie trampelten die Männer zu Tode. Ein weißer Elefant, der Anführer der Herde, wurde zum Schrecken der Soldaten. Überall, wo er auftauchte, wurden die Muslime von Panik ergriffen, und ihre Linien brachen zusammen. Abu Obaida mußte etwas unternehmen: So trennte er mit einem Schwertstreich den Rüssel des Elefanten ab. Im nächsten Augcnblick trampelte das wütende Tier den Oberbefehlshaber der Muslime zu Tode. Sein Bruder sprang vor, um die Standarte zu halten, aber er erlitt das gleiche Schicksal. Auf gleiche Weise fielen nacheinander sieben Verwandte Abu Obaidas. Dadurch verlor das muslimische Heer seinen Kampfgeist. Sie wollten fliehen, aber die Brücke war nicht mehr da. Sie war von einem jungen Mann der Banu Thaqif abgebrochen worden, um die muslimischen Soldaten an der Flucht zu hindern. Die Lage schien hoffnungslos. Nun hatte Al-Muthanna Ibn Haritha den .Oberbefehl. Er ordnete an, die Brücke wieder herzustellen. Inzwischen hielt er den Feind zurück. Trotzdem erlitt das islamische Heer schwere Verluste. Fast 4.000 Mann ertranken im Fluß; von einer Armee mit 9.000 Mann konnten sich nur 3.000 retten. Vorbereitungen zur Vergeltung: Umar (r) war sehr traurig über die Niederlage. Der Verlust so edlen
Lebens bewegte ihn sehr. Er forderte verschiedene Stämme durch Boten
auf, unter dem Oberbefehl von Al- Muthanna ibn Haritha zu kämpfen,
und es dauerte nicht lange bis Al-Muthanna genügend Männer beisammen
hatte, um den Kampf wieder aufzunehmen.
Yezdegred wird Kaiser Die Niederlage brachte die Herrscher Persiens in große Schwierigkeiten.
Wieder traf sich der Adel zu geheimer Beratung. Man war sich klar, daß
das Land gerettet werden mußte und daß kein Preis dafür
zu hoch sei.
Die Schlacht von Al-Qadisiyya: Omar (r) traf Kriegsvorbereitungen in großem Umfang. Die Gouverneure erhielten Befehle, treue Krieger, erprobte Generäle und gute Redner in die Hauptstadt zu schicken. Diese Befehle wurden ausgeführt, und die besten Söhne des Islam versammelten sich in Medina. Umar (r) wollte das Heer selbst führen. Talha, Az-Zubair Ibn Al-’awwam,
’Abdurrahmän Ibn ’Awf und andere hervorragende Sahaba des Propheten
wurden zu Anführern verschiedener Abteilungen ernannt. Omar (r) marschierte
ungefähr drei Meilen lang an der Spitze des Heeres; dann schlug er
ein Lager auf, um endgültig zu entscheiden, ob er selbst das Oberkommando
weiter behalten sollte, wie es die meisten wollten. Aber die alten Krieger
meinten, dass dies zu gefährlich sei: Niemand könne den
Ausgang der Schlacht ,sagen, und falls die Muslime unter dem Kommando des
Kalifen unterliegen sollten, könnte ihnen nichts mehr ihr Vertrauen
und Ansehen zurückgeben. Dies leuchtete Omar ein. Er übertrug
deshalb Sa’d Ibn Abi Waqqas, einem Onkel des Propheten mütterlicherseits,
den Oberbefehl. Er selbst kehrte nach Medina zurück. Sa’d setzte den
Vormarsch
Ungewohntes Gespräch bei Yezdegred: Als Unterhändler wurden die Oberen von 14 verschiedenen Stämmen
entsandt. Yezdegred versammelte seine Ratgeber, um die Unterhändler
zu empfangen. Der Hof war ein Spiegel persischen Pomps und Glanzes; denn
die Perser wollten durch Prachtentfaltung die Augen der Wüstenbewohner
blenden. Aber es zeigte sich, daß die Muslime von anderer Art waren:
Mit Umhängetüchern aus dem Yemen um die Schultern, Lederschuhen
an den Füßen und Peitschen in den Händen gingen sie unbekümmert
an den Hof. Die Höflinge und der Kaiser waren gleichermaßen
über das furchtlose Auftreten der Muslime erstaunt. Yezdegred
fragte die Abgesandten, weshalb sie in sein Land gekommen seien. Nu’man
Ibn Muqarrin, der Leiter der Abordnung, trat. hervor und sagte:
Yezdegred hörte diese Rede ruhig an und sagte:
Rostums Demütigung: Mit einer Armee von 120.000 Mann zog Rostum nach Al- Qadisiyya. Hier
bezog er Stellung für die Schlacht, aber im Innersten seines Herzens
fürchtete er die Muslime. Daher zögerte er den Beginn der Schlacht
um einige Wochen hinaus. Ständig waren Abgesandte beider Seiten unterwegs.
Der letzte Abgesandte, der Rostum aufsuchte, war Al-Mughira Ibn Shu’ba.
Rostum tat alles, was er konnte, um den Muslimen mit Glanz zu blenden:
Er saß auf einem goldenen Thron, hatte eine Diamantenkrone auf dem
Haupt, und der ganze Hof war mit Brokat, Gold und Diamanten reich geschmückt.
Al-Mughira Ibn Shu’ba stieg vom Pferd herab, ging geradewegs zu Rostums
Thron, stieg hinauf und setzte sich an Rostums Seite. Alle Anwesenden waren
aufs äußerste verblüfft; denn so etwas Ungeheuerliches
hatte noch niemand gewagt. Schließlich kamen Wachen herbeigelaufen
und zwangen Al-Mughira, vom Thron herunterzusteigen. Al-Mughira blieb jedoch
kühl und sagte, an den versammelten Hof gerichtet: "Edle von Persien!
Ich hielt euch für weise, aber ihr habt euch als töricht erwiesen.
Wir Muslime erheben niemals einen Menschen in den Rang von Göttern.
Die Schwachen unter uns glauben nicht an die Überlegenheit der Starken,
und ich dachte, ihr würdet nach denselben Grundsätzen handeln.
Ich wußte nicht, daß bei euch die Starken über Schwachen
stehen und von diesen angebetet werden. Auch war mir nicht bekannt, daß
ihr nicht an die Gleichheit der Menschen glaubt. Wenn ich das gewußt
hätte, wäre ich überhaupt nicht erst an euren Hof gekommen.
Aber ich sage euch, daß ihr mit diesen Methoden euer Reich nicht
halten könnt. Unruhe unter den Schwachen wird alles auf den Kopf stellen."
Mit Al-Mughiras Rede waren die Friedensgespräche beendet. Aber in
den Ohren der persischen Noblen klangen seine Worte nach.
Die Schlacht: Im Monat Al-Muharram des Jahres 14 n.H. begann endlich die Schlacht von Al-Qadisiyya. Sa’d Ibn Abi Waqqas (r), der muslimische Oberbefehlshaber, war jedoch krank und erlitt starke Schmerzen. So konnte er den Einsatz nur vom Dach eines nahe gelegenen Hauses aus leiten. Er befahl den Angriff nach dem frühen Nachmittagsgebet. Nach islamischer Regel rief der Befehlshaber dreimal laut: "Allahu akbar!"Beim vierten Ausruf setzte sich das Heer in Bewegung. Der Kampf dauerte bis spät in den Abend. Die persischen Elefanten waren wieder das Schreckgespenst für die arabischen Pferde, und die muslimischen Bogenschützen versuchten, sie und ihre Reiter zu treffen. Aber das Problem mit den Elefanten blieb ungelöst, und der erste Tag endete mit einem Vorteil für die Perser. Am Morgen des zweiten Tages wurde die Schlacht fortgesetzt. Die Toten wurden beerdigt, die Verwundeten der Pflege der Frauen überlassen. Vor Beginn des Kampfes traf Verstärkung aus Syrien ein. Es waren 6.000 Mann, die jedoch bis zum Abend in kleineren Gruppen heraneilten. Diese Taktik erweckte bei den Persern den Eindruck, daß sich die islamische Armee ständig vergrößere. Der Gedanke erfüllte sie mit Schrecken. Die syrischen Truppen hatten sich etwas besonders Kluges ausgedacht, um gegen die Elefanten zu kämpfen: Sie bedeckten ihre Kamele mit großen schwarzen, wehenden Umhängen, und dieser Anblick bewirkte, daß die Elefanten verwirrt wurden und sich nicht mehr leiten ließen. Bis Mitternacht blieben die beiden Heere in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt. Bahman, Prinz Schahr Baraz und viele andere persische Führer wurden getötet. Die Muslime erlangten insgesamt einen klaren Vorteil. Ein seltsamer Vorfall: Am darauffolgenden Tag ereignete sich während der Schlacht ein
seltsamer VorfalL Abu Mahgan At-Taqafyy war ein großer Krieger und
guter Dichter, aber Sa’d hatte ihn betrunken angetroffen und ins Gefängnis
geworfen. Vom Fenster seines Gefängnisses aus sah der tapfere Krieger
die bewegten Szenen der Schlacht und wäre gern dabeigewesen. Da ging
Sa’ds Frau Salma vorbei; er flehte sie an, ihn zu befreien, damit er am
Kampf teilnehmen könne. Er versicherte ihr: "Wenn ich am Abend noch
lebe, kehre ich in diese Zelle zurück und lege die Fesseln wieder
an." Salma war bewegt von seinen Worten und befreite ihn. Abu Mahgan stürzte
sich daraufhin sofort in das Getümmel der Schlacht. Sa’d bemerkte
vom Dach des Hauses aus die überragenden Heldentaten eines einzelnen
Kriegers. Überall, wo er auftauchte, brachen die feindlichen Linien
zusammen; Sa’d war voller Lob über seinen Mut und wollte wissen, wer
er sei. Am Abend kehrte Abu Mahgan freiwillig ins Gefängnis zurück
und legte seine Fesseln an. Am Morgen erfuhr Sa’d von seiner Frau alles
über den tapferen Gefangenen. Jetzt wußte er, wer der bewundernswerte
Krieger des vergangenen Tages war. "Bei Allah!" erklärte Sa’d (r).
"Ich kann einen Mann, der sich so sehr für seinen Glauben einsetzt,
nicht hinter Gitter sperren." "Bei Allah!" erklärte Abu Mahgan nach
seiner Freilassung. "Ich will nie mehr einen Tropfen Wein zu mir nehmen!"
Niederlage der Perser: Der dritte Tag der Schlacht begann. Die persischen Elefanten waren noch
immer ein Problem, und Sa’d fragte schließlich zwei persische Muslime,
wie man ihnen am besten beikommen könne. "Stecht ihnen die Augen aus!"
rieten sie. Es gab zwei große Elefanten, die die Herde anführten.
Zwei muslimische Krieger übernahmen es, eines der riesigen Tiere zu
erledigen: Gleichzeitig stachen sie mit ihren Speeren seine beiden Augen
aus, dann schlug ihm einer von beiden den Rüssel ab. Das gleiche geschah
mit dem zweiten Riesen. Wahnsinnig vor Schmerz taumelten beide Elefanten
zum Fluß zurück, und der Rest der Herde folgte den geblendeten
Anführern. Von da an wurden die Elefanten nicht mehr gesehen. Die
Schlacht wütete Tag und Nacht mit unverminderter Heftigkeit. Im Morgengrauen
trieben die Oberen verschiedener arabischer Stämme ihre Männer
mit lauten Rufen zu einem letzten Vorstoß an. Diese sprangen von
ihren Pferden und stürzten sich mit gezogenem Schwert in die feindlichen
Linien. Noch vor Mittag waren sie im Zentrum der persischen Streitkräfte.
Einige von ihnen drangen sogar bis zu Rostum, dem persischen Befehlshaber,
vor. Dieser saß auf seinem goldenen Thron und leitete von hier aus
das Gefecht. Überrascht sprang er herab und kämpfte vorbildlich,
aber schließlich wurde er von dem muslimischen Soldaten Hilal Ibn
’Alqama erschlagen. Hilal sprang auf Rostums goldenen Thron und rief aus:
"Beim Herrn der Al-Ka’ba, ich habe Rostum erschlagen! " Rostums Tod besiegelte
den Zusammenbruch der persischen Streitkräfte. Die Standarte Durfasch-i-Kawayani
fiel in muslimische Hände. 30.000 Perser wurden getötet; die
Muslime hatten 8000 Gefallene zu beklagen.
Der Kalif erhält die Siegesnachricht: Umar (r) bangte sehr dem Ausgang der Schlacht entgegen. Jeden Morgen
ging er einige Kilometer vor Medina hinaus und wartete auf einen Boten
aus Al-Qadisiyya. Eines Tages sah er einen Kamelreiter in der Feme.
Die Eroberung Persiens: "Eine Gruppe von Muslimen wird den »Weißen Palast«
des persischen Kaisers besetzen", hatte der Prophet, Allahs Segen und Friede
auf ihm, vor einigen Jahren voraussgesagt. Die Hauptstadt des Perser-Reiches
war Al-Mada’in. Hier mächtige Kaiser in seinem berühmten "Weißen’’
Kaiserstadt war nicht mehr als 40 Meilen von Al- Qadisiyya entfernt. Nach
dem Sieg von Al-Qadisiyya blieb Sa’ds Heer zwei Monate in Ruhestellung.
Als die Männer sich erholt hatten, befahl Sa’d den Marsch auf Al-Mada’in.
Städte und Befestigungen am Wege wurden mühelos eingenommen,
und bald erreichten die Muslime das Ufer des Tigris. Auf der anderen Seite
glänzte der "Weiße Palast" in der Sonne. Die Perser hatten die
Brücke über dem Fluß zerstört. Sa’d befahl einigen
seiner Leute, überzusetzen und das andere Ufer für eine Landung
des Heeres zu sichern. Sechzig Reiter stürzten sich sogleich in den
Fluß. Dieser Anblick erschreckte die persischen Wachen so sehr, daß
sie laut schreiend davonliefen: "Die Riesen sind da! Die Riesen sind da!"
So setzte Sa’d mit seinem Heer über, ohne auf Widerstand zu stößen.
Yezdegred und sein Hof waren schon geflohen. Als die Muslime schließlich
im "Weißen Palast" waren, fanden sie Mengen von Edelsteinen und unermeßliche
Schätze. Ein Fünftel dieser reichen Beute wurde nach Medina geschickt,
der Rest wurde unter die Männer verteilt. Jeder Soldat erhielt 12.000
Goldstücke und andere wertvolle Gegenstände. Sa’d und Omar dankten
Allah dafür, daß ihre Männer sich während des ganzen
Feldzuges als vollkommen ehrlich und aufrichtig erwiesen hatten.
Umar weint: Als die reiche Beute aus dem "Weißen Palast" in Medina eintraf und in der Propheten-Moschee aufgehäuft wurde, brach Umar bei diesem Anblick in Tränen aus. "Das ist doch kein Grund zum Weinen", bemerkte einer, der dabeistand. "Ich weine", sagte Umar (r), "weil Reichtum Feindschaft und gegenseitige Erbitterung hervorruft, und ein Volk mit diesen üblen Eigenschaften verliert sein Ansehen." Zur Beute gehörte auch das Schwert des Kaisers. Sein Knauf war mit Juwelen von besonderer Schönheit verziert. Der Kalif bewunderte die Pracht des Schwertes und lobte auch die Ehrlichkeit seiner Truppen, die nichts für sich zurückbehalten hatten von dem, was in ihre Hände gefallen war. "Führer der Gläubigen", bemerkte ’Alyy Ibn Abt Talib (r), "wenn du solch ein erhebendes Beispiel von Ehrlichkeit gibst, wie sollte dann dein Volk nicht auch ehrlich sein: Die Schlacht bei Nahawand: Sa’d schrieb dem Kalifen, was in Persien vor sich ging. Einige schlugen vor, daß Umar selbst ein Heer gegen Yezdegred anführen solle. Aber ’Alyy Ibn Abi Talib war anderer Meinung. Danach sollte der Kalif in der Hauptstadt zurückbleiben. Omar stimmte schließlich ’Alyy’s Vorschlag zu. Er ernannte Nu’man Ibn Muqarrin zum Befehlshaber des Heeres gegen Yezdegred. Nu’man war im Monat Al-Muharram des Jahres 19 n.H. zur Schlacht bereit. Der persische Kaiser führte eine Armee von 150.000 Mann an. Beide Heere trafen bei Nahawand aufeinander. Zwei Tage lang kämpften sie ohne einen klaren Vorteil für eine Seite, am dritten Tag zogen sich die Perser hinter Befestigungen zurück. Da die Muslime den Kampf nicht in die Länge ziehen wollten, lockten sie den Feind mit einer Kriegslist aufs offene Feld. Nun entstand ein erbarmungsloses Handgemenge, das bis in den späten Abend anhielt. Es floß so viel Blut, daß das Schlachtfeld davon durchtränkt wurde. Das Pferd des Kommandierenden Nu’man rutschte auf dem glitschigen Boden aus; er fiel hinunter und wurde verwundet. Sein Bruder ließ ihn sogleich an einen geschützten Platz bringen, dann bekleidete er sich mit Nu’mans Kopfbedeckung und Umhang und bestieg selbst dessen Pferd. Dadurch erfuhren die Krieger nichts von der Abwesenheit ihres Befehlshabers und kämpften weiter wie zuvor. Im Schutz der Nacht wandten sich schließlich die Perser zur Flucht. Sie wurden aber verfolgt und zu Tausenden getötet. Reiche Beute fiel in die Hände der siegreichen Muslime. Nu’mans Wunden stellten sich als tödlich heraus. Er erlebte aber noch den glücklichen Ausgang der Schlacht. "Tausendfachen Dank an Allah", hauchte er noch "gebt Omar Nachricht." Im nächsten Augenblick verschied er. Umar war glücklich über die Siegesnachricht. Als er aber von Nu’mans Tod erfuhr, brach der Kalif in Tränen aus und weinte lange. Persien in muslimischer Hand: Nach dem Sieg von Nahawand entschloß sich Omar (r), das persische Problem ein für allemal zu lösen. Die Städte Al- Basra und Al-Kufa im Irak waren bereits gegründet und dienten den Muslimen als militärische Basis. Von diesen Stützpunkten aus sollten mehrere Heere unter verschiedenen Befehlshabern in die einzelnen persischen Provinzen einmarschieren. Die Eroberung war in rund fünf Jahren abgeschlossen. Etwa um das Jahr 23 n.H. war fast ganz Persien Teil des islamischen Reiches. Al-Hakam Ibn ’Umair At-Taghlabyy drang nach Osten bis Sind vor. Ein großes Heer der Belutschen stellte sich ihm entgegen. Der Radscha von Sind sandte seine Streitkräfte zur Verstärkung. Aber Al-Hakam gewann, und Makran wurde ein Teil des islamischen Reiches. Al-Hakam wollte noch weiter nach Osten ziehen: Sein Wunsch war, die Fahne des Islam bis nach Indien zu tragen. Yezdegred verursachte noch eine Zeit lang Schwierigkeiten. Er stellte einige Armeen auf und versuchte, die Macht zurückzugewinnen. Er erhielt sogar militärische Hilfe von den benachbarten türkischen Königreichen. Alle seine Versuche scheiterten jedoch. Schließlich gab er die Hoffnung auf und floh nach Transoxanien, wo er während der Regierungszeit ’Utmans getötet wurde. Hurmuzans List: Während die Besetzung Persiens vor sich ging, verursachte Hurmuzan,
ein führender Perser, einiges Kopfzerbrechen in Medina. Er war Statthalter
von Al-Ahwaz an der Küste des Golfs. Zweimal schon war er in Schlachten
geschlagen worden und hatte um Frieden gebeten, aber jedesmal hatte er
sein Wort wieder gebrochen und dadurch neue Streitigkeiten verursacht.
Der Kalif war verwirrt und fühlte sich veranlaßt, etwas dagegen
zu unternehmen. Die Befehlshaber von Al-Basra und Al-Kufa erhielten den
Befehl zu einem zangenartigen Angriff gegen den argwöhnischen Hurmuzan.
Dieser zog sich in die Festung Schuschter zurück, da er zu einer offenen
Schlacht nicht fähig war. Die Belagerung der Festung dauerte einen
ganzen Monat. Hurmuzan fühlte sich hilflos und gab schließlich
unter der Bedingung auf, zum Kalifen geschickt zu werden, der mit ihm machen
sollte, was er für richtig hielt. Bald war Hurmuzan unter Bewachung
auf dem Weg nach Al- Madina. Als die Stadt in Sicht kam, legte er glänzende,
seidene Gewänder an und setzte eine Juwelenkrone auf. Der Anblick
des Kalifen in geflickter Kleidung nahm dem stolzen Perser fast den Atem.
"Warum hast du dein Wort immer wieder gebrochen?" fragte der Kalif. Ehe
Hurmuzan auf die Frage antwortete, bat er um einen Trunk, und es wurde
ihm ein Becher Wasser gebracht. Während er diesen in der Hand hielt,
rief er: "Ich fürchte, ich werde erschlagen, ehe ich mit dem Trinken
fertig bin!" "Keine Angst", sagte der Kalif, "bevor du nicht ausgetrunken
hast, wirst du nicht getötet." Da goß der Perser das Wasser
aus und sagte: "Nun kannst du mich nicht erschlagen; ich habe dein Wort."
Alle waren sprachlos über diesen Trick. Da erklärte Hurmuzan
seinen Übertritt zum Islam, indem er die As- Schahada sprach. "Ich
bat nur deshalb um Wasser", fuhr Hurmuzan fort, "um von dir das Versprechen
zu erhalten, daß du mein Leben schonst. Ich habe diesen Trick gebraucht,
damit die Leute nicht behaupten können, ich wäre aus Angst um
mein Leben Muslim geworden." Der Kalif war belustigt. Hurmuzan verbrachte
den Rest seines Lebens in Medina.
Der Feldzug nach Syrien
Damaskus war die Hauptstadt von Syrien, und sie war sehr stark befestigt.
Abu Obaida leitete den Angriff mit Hilfe fähiger Generäle wie
Khalid Ibn Al-Walid, ’Amr Ibn Al-’As und Yazid Ibn Abu Sufyän. Aber
die byzantinischen Streitkräfte hatten sich in die Stadt zurückgezogen
und wollten nicht zum Kampf herauskommen.
Die byzantinischen Heeresführer waren völlig überrascht. Hastig öffneten sie das Stadttor auf der anderen Seite, liefen zu Abu Obaida und baten um Frieden. Dieser wußte noch nichts von Khalids gewagtem Handstreich und gewährte ihnen bereitwillig Frieden zu günstigen Bedingungen. Von den entgegengesetzten Toren kommend, trafen Hälid und Abu Obaida in der Mitte der Stadt aufeinander. Jetzt bemerkte Abu Obaida die List des Feindes, aber er blieb bei den Bedingungen, die er gewährt hatte. Damaskus fiel im Monat Ragab des Jahres 14 n.H. Zum Gouverneur von Damaskus wurde Yazid Ibn Abu Sufian ernannt. Er und sein jüngerer Bruder Mu’awiya eroberten das umliegende Gebiet mit seinen Städten. Khalids Verdienste werden anerkannt: Von Damaskus aus marschierte die islamische Armee nach Fahl und eroberte es. Dann nahm sie die Befestigungen Marg Ar-Rum, Hims und Qansrin ein. In all diesen Kämpfen spielte Khalid (r) eine führende Rolle. Als Omar von Khalids gewagten Unternehmungen erfuhr, war er voller Lob für ihn. "Möge Allah Abu Bakr segnen!" rief er aus. "Er kannte die Menschen besser als ich und hat Khalid an den richtigen Platz gestellt. Ich habe ihn nicht deshalb seines Postens enthoben, weil er Fehler gemacht hätte, sondern weil ich befürchtet hatte, daß die Muslime zu sehr von ihm abhängig würden. Immerhin hat Khalid allein durch seine Leistungen den Rang eines Befehlshabers verdient." Der Kalif erhöhte Khalids Rang und vergrößerte seine Macht. Heraklios flieht aus Syrien Als Damaskus fiel, hielt sich der Kaiser von Byzanz in Antiochia auf.
Kaum hatte man sich von dieser Niederlage erholt, fielen schnell andere
wichtige Städte. Die byzantinischen Streitkräfte waren einfach
hilflos gegen die vordringende Flut des islamischen Heeres. Nach den fortwährenden
Niederlagen gab der Kaiser schließlich die Hoffnung auf, Syrien halten
zu können. Um den Rest des Reiches zu sichern, verzichtete er auf
dieses Land.
Heraklios wundert sich Als Heraklios seine Hauptstadt Konstantinopel erreicht hatte, ließ er einen ehemaligen Kriegsgefangenen zu sich kommen. Dieser war in die Hände der Muslime gefallen und erst vor kurzem geflohen. ’’Was für ein Volk ist das?’’ fragte der Kaiser. Der Mann entgegnete: "O Kaiser! Es ist ein wunderbares Volk: am Tage furchtlose Krieger, in der Nacht andächtig Betende. Von den unterworfenen Völkern verlangen die Muslime nichts, wofür sie nicht auch bezahlen. Überall verbreiten sie Frieden und Gerechtigkeit. Aber wenn ein Volk sich ihnen entgegenstellt, ruhen sie nicht eher, bis es nachgibt." "Wenn sie solch magische Kräfte besitzen", sagte der Kaiser, "werden sie sicherlich eines Tages auch den Boden unter meinen Füßen erobern." Der Fall von Antiochia und Adnadain Die Muslime nahmen Aleppo ein und zogen dann gegen Antiochia. Als "Asiatische
Hauptstadt des Kaisers" nahm diese Stadt eine Schlüsselstellung ein,
aber sie konnte ohne großen Widerstand genommen werden. Während
Abu Obaida und Khalid in Nordsyrien beschäftigt waren, vertrieb YazId,
der Sohn Abu Sufians, den Feind vom libanesischen Küstenstreifen.
Nach der Einnahme von Beirut besetzte er die Küste in ihrer ganzen
Länge. Als nächstes fiel die Festung von Adnadain. Nun kam Jerusalem
an die Reihe, das bereits von einer islamischen Armee belagert wurde.
Der Fall von Jerusalem ’Amr Ibn Al-’As belagerte Jerusalem. Nach der Einnahme von Antiochia
stießen Abu Obaida, Khalid und andere Führer des islamischen
Heeres zu ihm. Die Christen in Jerusalem hatten wenig Hoffnung auf Hilfe
von Byzanz; deshalb entschieden sie sich für die kampflose Übergabe.
Jedoch hegten die Christen einige Befürchtungen. Sie wußten,
daß sich vorher auch andere Städte kampflos ergeben hatten,
und in jedem Fall hatten die Sieger das Leben und das Eigentum der Besiegten
geachtet. Sie hatten ihre heiligen Stätten geschont und ihnen erlaubt,
ihre eigene Religion auszuüben. Aber weil es sich um Jerusalem handelte,
waren sich die Christen da nicht ganz sicher. Die Stadt war sowohl für
sie als auch für die Muslime ein heiliger Ort. Vor der Übergabe
wollten sie sicher gehen, daß sie gut behandelt würden. Sie
machten deshalb Abu Obaida folgenden Vorschlag: ’’Wir sind bereit zur Übergabe,
aber euer Kalif muß persönlich zur Unterzeichnung des Friedensvertrages
hier erschheinen."
Umar in Jerusalem Als der Kalif nach Jerusalem aufbrach, ließ er ’Alyy (r) als seinen Stellvertreter zurück. Er nahm nur einen Begleiter mit. Sie hatten nur ein Kamel, das sie abwechselnd ritten. Am Tag der Ankunft in Jerusalem war der Diener an der Reihe zu reiten. "Führer der Gläubigen", sagte er, "es wird in den Augen der Leute seltsam aussehen, wenn ich reite und du das Kamel führst. Sollten wir nicht lieber tauschen?" "O nein", antwortete Umar, "ich will nicht ungerecht sein.’ Der Islam ist genug Ehre für uns alle!" Abu Obaida, Khalid, Yazid und andere Anführer gingen dem Kalifen entgegen. Sie trugen alle feine, luxuriöse Gewänder . Als Omar dies sah, wurde er sehr wütend. Er hob einige Kieselsteine auf, bewarf sie damit und sagte: "Habt ihr euch in knapp zwei Jahren so sehr verändert? Was ist das für eine Kleidung? Selbst wenn dies 200 Jahre später geschehen wäre, hätte ich euch entlassen!" Die Heeresführer antworteten: "O Führer der Gläubigen, wir sind in einem Land, in dem die Kleidung eines Mannes seinen Rang zum Ausdruck bringt. Wenn wir gewöhnliche Kleidung tragen, genießen wir wenig Ansehen im Volk. Aber unter diesen Gewändern tragen wir unsere Waffen." Diese Antwort kühlte den Zorn des Kalifen ab. Danach unterzeichnete er den Friedensvertrag, der wie folgt lautete: Von Umar, dem Diener Allahs und Führer der Gläubigen: Den Bewohnern von Jerusalem wird die Sicherheit ihres Lebens und Eigentums gewährleistet. Ihre Kirchen und Kreuze bleiben unversehrt. Ihre religiösen Stätten sollen intakt bleiben, sie sollen weder besetzt noch niedergerissen werden. Das Volk soll in seiner Religionsausübung vollkommen frei und keiner Belästigung ausgesetzt sein..." Nun wurden die Tore der Stadt geöffnet. Omar ging direkt zum Al-Masgid Al-Aqsa. Er betete unter Davids Bogen. Danach besuchte er die größte christliche Kirche der Stadt. Als es Zeit zum Nachmittagsgebet war, befand er sich gerade in der Kirche. ’Wenn du willst, darfst du in der Kirche beten", sagte der Bischof. ’’Nein", antwortete Umar; "denn wenn ich es täte, wäre es vielleicht eines Tages ein Vorwand für die Muslime, euch die Kirche abzunehmen."So betete er auf den Stufen vor der Kirche. Er gab dem Bischof auch ein Schreiben, in dem stand, daß die Stufen niemals für gemeinsame Gebete benutzt und daß auch der Adan dort nicht gesprochen werden dürfe. Umars Moschee: Umar (r) wollte in Jerusalem eine Moschee errichten, und er fragte den Bischof, welcher Platz wohl dafür geeignet sei. Der Bischof empfahl die As-Sahra, den Felsen, auf dem der Prophet Jakob (a.s.) zu Allah gebetet haben soll. Hier hatten jedoch die Christen Müll aufgehäuft, um die Juden zu ärgern. Die As-Sahra wurde sofort vom Unrat gereinigt. Omar legte zusammen mit den anderen selbst Hand an. Jerusalem, die Stadt Davids und Jesu, Allahs Friede auf beiden, wurde nun zum Beweis für den Frieden, den der Islam dem Christentum und dem Judentum gewährt. Als alle Spuren von Schmutz beseitigt waren, wurde auf der As-Sahra eine Moschee errichtet. Diese steht noch heute dort und ist als "Omars Moschee" bekannt. Besetzung des Nordirak Der Nordirak hatte bisher mit den Muslimen in Frieden gelebt. Dieser
Teil des Irak hieß Al-Gazira. Nun zettelte das Volk von Al-Gazira
eine Verschwörung an, um die Muslime aus Syrien zu vertreiben. Der
Kaiser von Byzanz wurde gebeten, ein Heer auszusenden, damit der Plan ausgeführt
werden könnte. Er entsprach diesem Wunsch, und das Volk von Al-Gazira
nahm Verbindung mit seinem Heer auf. Abu Obaida (r) und andere muslimische
Heeresführer sahen sich deshalb gezwungen, sich in die Stadt Hims
zurückzuziehen, die der Feind daraufhin belagerte. Als der Kalif diese
alarmierende Nachricht erhielt, zog er an der Spitze einer Streitmacht
aus, um seinen Leuten zu helfen. Aber ehe er die Stadt erreichte, war der
Feind bereits zurückgeschlagen.
Die große Seuche
Als die Epidemie vorüber war, besuchte Omar Syrien zum letzten
Mal. Der Grund des Besuchs war, die Probleme zu lösen, die durch den
Ausbruch der Seuche entstanden waren. Einige Kilometer vor der Stadt Ela
gab er seinem Diener sein Pferd und ritt auf dessen Kamel. "Wo ist der
Führer der Gläubigen?" fragte das Volk den Diener.
Die Hungersnot Im folgenden Jahr brach eine große Hungersnot in Al-Higaz aus.
Der Kalif unternahm Schritte, um Lebensmittel von Syrien und Ägypten
heranzuschaffen; trotzdem war die Not weit verbreitet. Omar (r) fühlte
sehr mit dem Volk, so sehr, daß er schwor, weder Butter noch Honig
zu essen, solange die Hungersnot andauere. Dies wirkte sich nachteilig
auf seine Gesundheit aus. Als sein Diener das sah, brachte er ihm einfach
eines Tages Butter und Honig zum Essen. Aber Omar (r) weigerte sich, es
anzurühren und sagte:
Der Feldzug nach Ägypten ’Amr Ibn Al-’As war versessen darauf, Ägypten zu erobern. Im Jahre 18 n.H., als Omar (r) Syrien besuchte, bat ’Amr um die Erlaubnis, in Ägypten einfallen zu dürfen. Schließlich erlaubte er ’Amr (r), an der Spitze von 4000 Mann loszuziehen. Ehrenvolle Behandlung Ägypten stand unter der Herrschaft eines Vizekönigs des Kaisers von Byzanz. Der Kaiser unterhielt ein großes Heer in Ägypten, das unter seinem Oberbefehl stand. Die erste Schlacht führte ’Amr gegen die kaiserlichen Truppen. Sie dauerte einen ganzen Monat. Aber am Ende siegte ’Amr (r); und das erleichterte den weiteren Vormarsch. Dabei nahm er die Stadt Balqis ein, wo die Tochter des Vizekönigs lebte. Sie war mit dem Sohn des Kaisers verheiratet und wollte gerade nach Byzanz aufbrechen. Mit ihrer reichen Aussteuer fiel sie in die Hände der Muslime. Aber ’Amr schickte sie zu ihrem Vater mit allem, was sie besaß. Der Vizekönig war ’Amr sehr dankbar für diese Güte. Der Vizekönig gibt auf ’Amr zog nun vor die stärkste Festung der kaiserlichen Streitkräfte. Sie lag am östlichen Ufer des Nil. Gegenüber auf dem westlichen Ufer befand sich der Palast des Vizekönigs. Der Befehlshaber der kaiserlichen Streitkräfte zog sich in seine Festung zurück. Die Belagerung dauerte lange und versprach wenig Hoffnung auf einen Sieg. ’Amr schrieb nach AI-Madina, worauf ihm der Kalif eine Verstärkung von 12.000 Mann sandte. Mit ihr kamen einige der bekanntesten früheren Kriegsteilnehmer. Einer von ihnen, Az-Zubair Ibn Al-’awwam, war ein sehr starker Mann. Ihm gelang es, auf die Festungsmauer zu klettern, und viele andere machten es ihm nach. Als sie zusammen in den Ruf "Allahu akbar!" ausbrachen, verlor der kaiserliche Befehlshaber die Nerven. Er und seine Männer bestiegen die auf der Flußseite liegenden Boote und segelten davon. Der Vizekönig war nun seines stärksten Schutzes beraubt und bat daher um Frieden. Die von ihm entsandten Unterhändler behielt ’Amr zwei Tage bei sich, damit sie die islamische Lebensweise kennenlernen sollten. Dann sandte er sie mit einer hoffnungsvollen Antwort zurück. Der Vizekönig fragte seine Unterhändler, was für eine Art Menschen die Sieger seien. "Herr", antworteten sie, "die Muslime sind Menschen, die den Tod mehr lieben als wir das leben und die Bescheidenheit mehr als den Stolz. Habgier ist ihnen unbekannt. Sie halten es nicht für unwürdig, auf dem Boden zu sitzen, und sie essen nicht an einem Tisch. Ihr Befehlshaber ist einer wie sie, er hat kein besonderes äußerliches Kennzeichen. Die Muslime kennen keinen Unterschied zwischen hoch und niedrig, Herr und Knecht. Wenn die Zeit des Gebets kommt, nehmen alle ihre Waschungen vor und stehen Schulter an Schulter voll Demut vor dem Herrn." Der Vizekönig war sehr beeindruckt. "Solch ein Volk", erklärte er, "wird jede Macht erringen. Es ist besser, wir machen Frieden mit ihm." Daraufhin unterzeichnete der Vizekönig den Friedensvertrag. Darin gewährten die Muslime den Kopten Sicherheit des Lebens und des Eigentums und Glaubensfreiheit. Die Kopten ihrerseits verpflichteten sich, den Muslimen im Kampf gegen die kaiserlichen Truppen beizustehen. Der Kaiser von Byzanz war sehr verärgert über diesen Vertrag, aber der Vizekönig von Ägypten störte sich nicht daran. Er stand fest zu den Vertragsbedingungen genauso wie die Muslime. Die Folge war, daß in kurzer Zeit der größte Teil Ägyptens von den kaiserlichen Truppen geräumt war. Der Fall Alexandriens Alexandrien war die letzte Festung der kaiserlichen Streitkräfte
in Ägypten. Weil Byzanz die Stadt auf dem Seeweg mit Menschen und
Hilfsgütern versorgen konnte, schien ihre Eroberung schwierig.Schließlich
belagerte ’Amr die Stadt, aber selbst nach sechs Monaten schien man einem
Sieg nicht näherzukommen. Dies ärgerte Omar, und er schrieb folgenden
Brief an ’Amr: "Ich fürchte, daß die Muslime nicht nach den
Lehren des Qur’an und dem Beispiel des Gesandten Allahs -Allahs Segen und
Friede auf ihm- gelebt haben! Sage ihnen allen, daß sie diese Pflicht
nicht versäumen dürfen! Mache ihnen eindringlich klar, daß
sie aufrecht, kühn und kampfbereit sein müssen! Hole vereint
mit anderen Heeresführern zum endgültigen Schlag aus!" ’Amr gab
diesen Brief der Armee bekannt. Die darin ausgesprochenen Befehle wurden
sofort ausgeführt, und am Ende des sechsten Monats der Belagerung
fiel Alexandrien. Es war Mittag, als der Bote Medina mit der Siegesnachricht
erreichte. Er wollte den Kalifen zu dieser Tagesstunde nicht stören
und setzte sich in die Moschee des Propheten -Allahs Segen und Friede auf
ihm. Aber ein Diener berichtete Umar von der Ankunft des Boten. Der Kalif
lief hinaus und fragte diesen:
Umars Brief an den Nil Die Kopten waren Christen, aber sie befolgten auch heidnische Bräuche.
Jedes Jahr im Frühsommer feierten sie ein großes Fest, das ein
Tag allgemeiner Vergnügungen war. Das Fest wurde aber durch Menschenopfer
beeinträchtigt: Eine schöne, als Braut geschmückte Jungfrau
wurde in den Nil geworfen. Das Volk glaubte, daß dieses Opfer notwendig
sei, um den Nil zu beschwören, große Wassermengen für ihre
ausgetrockneten Felder herbeizubringen. Wenn der Nil beleidigt wäre,
dachten sie, würde es keine Flut und somit keine Ernte geben.
Omars TodIn Medina lebte ein persischer christlicher Sklave mit Namen Abu Lu’lu’a Firoz. Eines Tages kam er zum Kalifen und sagte: ’’Mein Herr verlangt eine zu hohe Gebühr für mich. Sorge bitte dafür, daß sie herabgesetzt wird." "Wie hoch ist denn die Gebühr’?" fragte Umar. "Zwei Dirham täglich", antwortete der Sklave. "Was kannst du?" war die nächste Frage des Kalifen. "Ich bin Schreiner, Maler und Schmied’’, sagte Abu Lu’lu’a. "Dann ist die Gebühr keinesfalls zu hoch", erwiderte der Kalif. "Na gut", brummte der Sklave, als er wegging, "ich werde noch mit dir abrechnen." Omar schenkte diesen Worten keine Beachtung. ’’lch bin von einem Sklaven getadelt worden", bemerkte er lächelnd. Früh am nächsten Morgen ging Umar (r) wie gewöhnlich
zum Gebet in die Moschee. Abu Lu’lu’a hielt sich bereits mit einem Dolch
in der Hand in einer Ecke versteckt. Als Umar ant dem Gebet begann, sprang
der Sklave plötzlich auf ihn zu und stieß sechsmal mit dem Dolch
auf ihn ein. Als die entsetzten Gläubigen den Mörder überwältigten,
tötete der Schurke sich selbst mit dem gleichen Dolch. Omar (r) lag
in seinem Blut bis zum Ende des Gebets, dann wurde er heimgetragen. "Wer
ist mein Mörder?" fragte Umar. "Abu Lu’lu’a", sagten die Leute.
"Mein Sohn", sagte er, "gehe zu ’A’ischa; grüße sie von Omar.
Sprich zu ihr nicht von mir als dem Führer dei Gläubigen; denn
ich bin es nicht mehr. Übermittle ihr meinen letzten Wunsch, in ihrer
Gruft an der Seite des Gesandten Allahs und meines großen Vorgängers
beigesetzt zu werden. A’ischa (r) weinte, als ’Abdullah ihr den Wunsch
seines Vaters überbrachte. "Ich wollte diesen Platz eigentlich für
mein eigenes Grab freihalten, aber Omar gilt mir mehr", sagte sie. ’Abdullah
brachte seinem Vater ’A’ischas Einverständnis. "Alles Lob gebührt
Allah!" sagte Omar. "Das war mein größter Lebenswunsch. Aber
höre, mein Sohn, wenn du meinen Leichnam zu ’A’ischas Gruft bringst,
grüße sie nochmals von mir und bitte sie nochmals um ihre Erlaubnis.
Willigt sie ein, bestatte mich dort. Sonst bringe mich auf den Friedhof
von Medina."
Die Frage nach dem Nachfolger
Die Todesstunde Als es mit ihm zu Ende ging, weinte Umar aus Furcht vor Allah. "Mein
Sohn", bat er ’Abdullah, "hilf mir, meine Stirn auf den Boden zu drücken."
’Abdullah gehorchte. "O Allah", murmelte der sterbende Kalif, "vergib mir.
Tust du es nicht, dann wehe mir und meiner Mutter, die mich gebar." Im
nächsten Augenblick war Umar im Schoße Allahs Vergebung und
Erbarmen. Omar (r) starb am Mittwoch, dem 27. des Monats Du-l-Higga des
Jahres 23 n.H., nachdem er drei Tage verwundet gelegen hatte. Er war 63
Jahre alt geworden.
Die zehn Jahre von Omars KalifatUmar war zehn Jahre und sechs Monate Kalif. Diese Periode wird als das "Goldene Zeitalter des Islam" bezeichnet: Die zarte Pflanze, die der Gesandte Allahs -Allahs Segen und Friede auf ihm- hinterlassen und die Abu Bakr (r) gegen , Stürme geschützt hatte, wuchs unter Omars unermüdlicher Pflege zu einem hohen und weitverzweigten Baum heran. Der Islam wurde zu einer Weltmacht und konnte nun die Zeiten überstehen. Jetzt war Wirklichkeit geworden, wofür der Prophet -Allahs Segen und Friede auf ihm- vor Jahren gebetet hatte: Umar (r) hatte den Islam stark und groß gemacht! Damit ist auch sein eigener Name unsterblich geworden. Umars erstaunlicher Erfolg hatte zwei Ursachen – seine Gottesfurcht
und seine Liebe zum Propheten -Allahs Segen und Friede auf ihm. In allem,
was er tat, vergaß er keine Sekunde lang, daß er Allah (swt)
verantwortlich war. Er folgte genau dem Beispiel des Propheten -Allahs
Segen und Friede auf ihm. Diese beiden Eigenschaften machten ihn zugleich
zum mächtigsten Herrscher und selbstlosesten Mann seiner Zeit. Seine
ganze Macht setzte er ein zum größeren Ruhm Allahs und Seines
Gesandten. Omars Heere warfen zwei mächtige Weltreiche nieder. Aber
er selbst führte ein einfaches und strenges Leben. Außer der
geringen monatlichen Zuwendung, die ihm bewilligt worden war, erhielt Omar
keinen Pfennig aus der Staatskasse für sich oder seine Familie. Als
Kalif unterhielt er diplomatische Beziehungen zu anderen Herrschern. Einmal
bat seine Frau den Gesandten in Byzanz, der Kaiserin eine Flasche Parfüm
als Geschenk mitzunehmen, Als Gegengeschenk sandte die Kaiserin ihr ein
Perlenhalsband. Als Omar davon erfuhr, gab er das Halsband zum Staatsschatz
und sagte zu seiner Frau:
Abends pflegte der Kalif aus dem Baitu-l-Mal Öl für seine Lampe zu verbrauchen. Dies tat er aber nur so lange, wie er die Papiere für die Staatsgeschäfte durcharbeitete. Danach löschte er die Lampe, obwohl er kein anderes Licht in seinem Hause hatte. Umar kümmerte sich persönlich auch um die geringsten Angelegenheiten des Volkes wobei er sich wie ein Schwerarbeiter abmühte. Jeden Abend machte er einen Rundgang durch die Stadt, um sich mit eigenen Augen zu überzeugen, wie das Volk lebte und fühlte. Er war stets bereit, denen zu helfen, die seine Hilfe brauchten. Auf seinen Schultern schleppte er Proviant herbei und gab ihn in den Häusern der Armen ab. Nichts konnte Omar davon abhalten, seine Pflicht gegenüber dem Volk zu erfüllen. Alle Bürger einschließlich des Kalifen waren vor dem Gesetz gleich. Einmal mu0te Omar vor dem Gericht in Medina erscheinen; denn jemand hatte gegen ihn geklagt. Als er das Gericht betrat, stand der Richter auf, um ihm seine Achtung zu erweisen. "Das ist die erste Ungerechtigkeit, die du dem Kläger gegenüber
begangen hast", sagte Omar zum Richter.
Umar (r) wünschte, daß seine Gesandten ebenso handelten wie er selbst. Er dachte vor allem an die unwürdigen Traditionen von Persien und Byzanz und fürchtete, daß diese Traditionen den freien Geist des Islam überziehen würden. Deshalb hatten die Statthalter strenge Anweisung, sich nicht vom Volk abzusondern. Sie erhielten den Befehl, einfach zu essen und sich einfach zu kleiden. Es war ihnen untersagt, Vorhallen vor ihren Häusern zu errichten. Sie durften auch keine Wächter vor den Türen haben. Omar (r) bestand darauf, daß die Herrscher mit dem Volk eins sein sollten und verlangte, daß sie sich zwanglos unter das Volk mischten. Sie sollten für jeden Mann und für jede Frau, die unter ihrer Herrschaft lebten, erreichbar sein. Omar (r) suchte die enge Verbindung zur Alltagsarbeit seiner Verwalter, um sicher zu sein, daß seine Anordnungen auch befolgt würden. Vertrauenswürdige Beobachter bereisten das weite persische Reich, um den Kalifen Bericht zu erstatten. Einmal erfuhr Umar (r), daß einer seiner Statthalter sich vom Volke abgesondert hatte. Er wurde daraufhin sofort. nach Medina zurückberufen. Der Kalif ließ ihn sein seidenes Gewand ablegen und schickte ihn als Schafhirten in die Wüste. Umars Gerechtigkeit machte auch vor dem höchsten Rang nicht Halt. Umar hatte ein großes Reich zu verwalten und erwies sich dieser Aufgabe mehr als gewachsen. Sie bestand darin, sich um ausgedehnte militärische Unternehmungen zu kümmern, die gleichzeitig im Osten und im Westen stattfanden. Er meisterte diese Herausforderung mit erstaunlichem Erfolg. Danach mußte er Frieden und Ordnung in seinem riesigen Reich schaffen. Auch hierin war sein Erfolg unerreicht. Nirgendwo in der übrigen Welt kannte man so viel Freiheit, ’ Gerechtigkeit und Sicherheit, wie er sie seinem Volk gab. Kurz gesagt: Umar (r) wurde zur Quelle, aus der unverfälscht der Segen floß, den der Gesandte Allahs -Allahs Segen und Friede auf ihm- der Menschheit gebracht hatte.
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