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Hervorragende Persönlichkeiten der islamischen Geschichte

Umar Ibn Abdul-Aziz

Er gehört zu der Generation nach den Gefährten der Propheten und gilt als eine ihrer hervorragenden Personen. Wegen seiner rechten und ständigen Handlungsweise während seiner Amtszeit als Kalif der Muslime wurde er als der fünfte rechtgeleitete Kalifen. 

Umar wurde als Kalif nach dem Kalif Sulaiman Ibn `Abdilmalik ernannt. Muhammad, der Sohn von Ali, der Sohn von Al-Husain, möge Allah Sich seiner erbarmen, sagte über ihn: "Jedes Volk hat einen Treuhänder. Der Treuhänder von Banu Umayya ist Umar. Am Tag der Auferstehung wird er als Gemeinschaft auferweckt." (Das Wort Gemeinschaft bedeutet auch "Vorbild, nach dem die Menschen sich richten", denn er und wer ihm folgt, sind eine Gemeinschaft, und man nennt ihn Gemeinschaft, weil er der Grund des Versammelns ist.)

Umar studierte die verschiedene islamische Wissenschaften bei den bekanntesten Gelehrten seiner Zeit, als er jung war. Damals wurde er für einige Zeit als Statthalter von Medina ernannt.

Nach dem Tod von Sulaiman Ibn `Abdulmalik wurde Umar gegen seine Wille als der neue Kalif ernannt. Da versammelte er mit den Menschen in der Moschee und hielt eine Predigt an sie. Er sagte sich von seinem Amt los, unter dem Vorwand, daß die Muslime einen anderen Kalif frei wählen sollten. Alle anwesenden Muslime riefen in einer einzigen Stimme: Wir haben dich gewählt, o Umar"

So leisteten ihm die Leute den Treueid, alsdann begann er ihnen nochmals zu predigen; er spornte die Leute zur Gottesfurcht und Weltentsagung an. Dann sagte er: "Merkt euch, ihr müßt mir so lange gehorchen, wie ich Allah und Seinem Gesandten, Allahs Segen und Heil auf ihm, gehorche. Wenn ich Allah und Seinem Gesandten, Allahs Segen und Heil auf ihm, nicht gehorche, braucht ihr mir auch nicht zu gehorchen!"

Folgendes Gespräch zwischen Umar und seinem Sohn `Abdul-Malik zeigt uns, wie ehrlich und aufrichtig diese Leute waren.

Nachdem Umar von der Kanzel herabstiegen war, kehrte er zu seinem Haus und ging schlafen. Sein siebzehnjährige Sohn fragte ihn: "Was machen Sie, Führer der Gläubigen?" Da sagte Umar: "Ich gehe schlafen, ich bin total erschöpft." 

Da sagte der Sohn: "Gehen Sie schlafen, bevor Sie die Ungerechtigkeiten des Volkes ausgleichen?" Da sagte Umar: "Gestern mußte ich einen großen Teil der Nacht wach bleiben. Wenn die Zeit zum Mittagsgebet fällig ist, bete ich mit den Leuten und danach beginne ich inscha Allah, die Ungerechtigkeiten auszugleichen. Da erwiderte der Sohn: "Und wie wissen Sie, daß Sie bis zum Mittagsgebet leben würden?" Nun umarmte Umar sein Sohn, küßte ihn und sagte: "Gott sei dank, daß Er mir einen Sohn schenkt, der mich in meinem Glauben stärkt." Umar begann sofort, die Ungerechtigkeiten der Leute auszugleichen.

Eine andere Geschichte, die seine absolute Gerechtigkeit hervorhob, führen wir hier auch an: Umar ließ einmal die Rechtsgelehrten zu sich holen und fragte sie über die von seiner Verwandten begangenen Ungerechtigkeiten. Da meinten sie, daß er nicht verantwortlich dafür sei, weil diese Ungerechtigkeiten nicht zu seiner Amtszeit geschahen. Das hat ihn aber nicht beruhigt. Er fragte weiter bei anderen Rechtsgelehrten. Diesmal waren sie der Meinung, daß er diese Ungerechtigkeiten vergleichen solle, weil er jetzt schon weiß, wer das Unrecht getan hatte, und wem Unrecht getan worden war. Und so begann er die Ungerechtigkeiten seiner Verwandten gegenüber dem Volk zu vergleichen und das war nicht eine leichte Aufgabe. 

Umar starb zwei Jahren nach seiner Ernennung als Kalif, nachdem er die Welt mit Gerechtigkeit und Güte gefüllt hatte. 
 

Ibn Junes    (399 n.H./ 1009 n.chr.)
Sein Geburt und Erziehung:
Er hieß Abu Al-Hassan Ali ibn Abdar-Rahman ibn Ahmed ibn Junes ibn Abdal-A´la. 
Er wurde in Ägypten in einer kenntnisreichen Familie geboren. Sein Großvater Junes war ein Freund von Al-Schaf´i und sein Vater war einer der größten Historiker und Wissenschaftler in Ägypten. 

Schon als Kind erhielt Ibn Junes soviel von den verschiedenen Bereichen der Wissenschaften. Er ragte vor allem im Astronomie hervor und der Khalif Al-Aziz Billah Al-Fatimi und sein Sohn Al-Hakam Biamrellah spornen ihn beim Studium der Astronomie und der Mathematik an. 

Sie ließen eine meteorologische Station auf dem höchsten Berg im Al-Mokattam in der Nähe von Kairo für ihn bauen und mit den besten notwendigen Instrumenten und Beobachtungsgeräten entrichten. 

Er beobachtete erfolgreich die Sonnen- und Mondfinsternis (368 n.H./ 978 n.Chr.). 

Er gelang zu denselben Ergebnissen, die die Meteorologen in Bagdad erreicht haben. Seine Berichte waren die ersten Versuche, um die meteorologischen Erscheinungen wissenschaftlich sehr präzis aufzuschreiben, so daß sie später für die nachfolgenden Meteorologen als Nachschlagewerke dienen. 
 

Wichtige Errungenschaften:
Er beschrieb die Sonnenfinsternis für im Jahr 368 n.H./ 977 n.Chr. sowie auch im Jahr 369 n.H./ 978 n.Chr. Diese beiden Finsterniserscheinungen waren die ersten, die absolut präzis und sehr objektiv aufgeschrieben wurden. 
Er bewies, daß die Bewegung des Mondes immer beschleunigt wird. 
Er berichtigte das Neigungsgrad von Sternglobus sowie den Winkel zum verschiedenen Aussehen der Sonne. 
Er löste viele schwierige Probleme der Sternkunde. 
Er überlegte sich als erster die Berechnung der Nebenklammer auf eine einfache Weise, um die Regeln besser anzuwenden. Auf diese Weise braucht man nicht mehr die Quadratwurzeln und ihre schweren Berechnungsmethoden zu verwenden. 
Er trug zur Trennung der Trigonometrie von Astronomie bei. 
Er erfand die Tabelle zur Berechnung der Tangenten und der Cotangenten. 
Er erfand eine neue sehr einfache Rechnungsmethode zur Lösung der mathematischen Aufgaben. 
Seine bedeutendste Errungenschaften überhaupt ist die Erfindung des "Pendels". 
Er widmete sein Leben dem Studium und der Beobachtung der Sternbewegung. 
Er hinterließ eine Menge von Büchern der Astronomie und der Mathematik: 
Al-Zig Al-Hakemy (4 Bänder) 
Die absolute Ausnutzung 
Das Buch der Neigung 
Die feste Revidierung 
Al-Ruqas 
Die Geschichte der Elite in Ägypten
Imam Abu Mansur al-Moturidij (Maturidi)

Mawarannahr - Die Voelker Zentralasiens brachten weltberuehmte Gelehrten in verschiedenen Bereichen wie etwa Philosophie, Naturwissenschaften, Literatur und Kunst hervor. Eine dieser herausragenden Persoenlichkeiten war der Islam-Theoretiker (besser: Gelehrter) und Theologe Imam Abu Mansur al-Moturidij, der ueberall in der islamischen Welt bekannt war. 

Seinen Namen verdankt er seinem Heimatdorf Moturid bei Samarkand, in dem er geboren wurde. Dort bekam er seine Grundausbildung, die er in Samarkand, dem damaligen Religions- und Bildungszentrum, fortsetzte. 

In den historischen Quellen wird al-Moturidij als ein grosser Denker (besser: Gelehrter) beschrieben, der durch Untersuchung der oeffentlichen Meinung zur Stabilisierung der geistigen Atmosphaere in der Gesellschaft sehr viel beigetragen haben soll. 

Al-Moturidij beschaeftigte sich vor allem mit den Fragen der Erschaffung, Entstehung der Welt und der Theologie. Deshalb hat er waehrend seines Studiums in Samarkand fiqh - das islamische Recht - und kalam - die islamische Glaubenslehre - intensiv studiert. Zu seinen Lehrern zaehlten die fuehrenden Gelehrten auf diesem Gebiet, darunter auch Vertreter der Hanafija. Er diskutierte mit ihnen und blieb mit ihnen auch spaeter im engen Kontakt. Ausgehend von seinen erworbenen Erkenntnissen verfasst er Traktate. 

Leider sind viele seine Werke nicht erhalten geblieben. Die wenigen Ueberlieferungen werden heute in Bibliotheken im Ausland aufbewahrt. Sein beruehmtestes Werk "Kitob al-Tahwid" gehoert zu den Werken, die erhalten geblieben sind, und wurde im Jahr 1970 in Beirut veroeffentlicht. 

Es gibt noch ein Werk von al-Moturidij namens "Ta'wilot ahli sunna" oder auch " Ta'wilot al-qur'on", in welchem versucht wird, die Ansichten gegen die sunnitischen Dogmen zu widerlegen. Dieses Werk wird im Bestand des Orientalistik-Instituts der Akademie der Wissenschaften der Republik Usbekistan aufbewahrt. 

Die Werke von al-Moturidij dienten im Verlauf der Geschichte als Grundlage fuer die Werke vieler beruehmten Gelehrten bzw. gaben ihrem Schaffen einen Anstoss. Zu seinen Schuelern zaehlen solche herausragende, in der islamischen Welt bekannten Gelehrten wie Abu-l Hassan ar-Rustug'fanij, Iskhoq ibn Muchammad as-Samarkandij, Abdu-l Karim al-Pazdawij und Abu Achmad al-Ijodij. 

Wie bekannt erlebten die Wissenschaften in Samarkand und Buchara im XI. Jahrhundert ihre Bluetezeit. Moslems durften folglich jeden freien Gedanken und eigene Ueberzeugung frei aeussern. Im ideologischen Kampf entstand die kalom-Lehre als eine klare Stroemung im Strudel der entgegengesetzten Ideen. Als ihr Gruender gilt Abu Mansur al-Moturidij. Er setzt sich in seinen Werken gegen den religioesen Antagonismus ein und gruendet ausgehend von seinen, mit wichtigen Quellen untermauerten, starken Ideen eine grosse Schule. Seiner Meinung nach greift der Mensch, um Wissen ueber etwas zu erwerben, auf drei Mittel zurueck: Gefuehlsorgane, Überlieferung und Verstand. 

In seinen Werken verkuendet der grosse Denker, dass Allah Beschuetzer des Guten ist und die Menschen sich auf dem Wege des Guten zusammenschliessen sollen. Er sagte, wenn die Menschen sich auf dem Wege des Guten zusammentun, wird der Herr sie beschuetzen. Aber wenn sie sich auf dem Wege des Boesen zusammentun, wird der Herr ihnen seinen Schutz verwehren. 

Die Leistung von Abu Manssur al-Moturidij fuer die Entwicklung der kalom-Lehre wird mit dem Erbe des im islamischen Orient beruehmten al-Asch'ori verglichen. Die von Al-Moturidij gegruendete Moturidija-Schule liefert seit Jahrhunderten geistige Nahrung fuer die religioesen Lehren im Islam. 

Der grosse Denker al-Moturidij starb in Samarkand und wurde auf dem Tschokardiso-Friedhof am Stadtrand beigesetzt. Der grosse Dichter des Orients, Alischer Nawoi, schrieb darueber: "Das heilige Grab des Scheichs befindet sich auf dem Friedhof Tschokardiso in Samarkand. Der herrschende Padischah liess eine herrliche Moschee vor dem heiligen Friedhof bauen". (Die Moschee und Grab wurde von den Russen zerstört. 1997 lies die Ichlas-stiftung das Grab erneuern nachdem man das Grundstück von einem jüdischen Bürger abkaufte)

Das Interesse fuer die von al-Moturidij gegruendete Moturidija-Schule nimmt heute nicht nur im Orient zu, sondern auch in Europa. Hier sei das Werk des deutschen Orientalistik-Wissenschaftlers Ulrich Rudolf "Al-Moturidij und sunnitische Theologie in Samarkand" erwaehnt.  Diese Studie erschien 1997 in deutscher Sprache. (Ulrich Rudolph: Al-Maturidi und die sunnitische Theologie in Samarkand. Leiden u.a. 1997 (Islamic Philosophy, Theology, and Science 30) Kurz danach wurde dank der direkten Unterstuetzung der Friedrich-Ebert-Stiftung ihre russische Uebersetzung herausgegeben. Die Studie gehoert heutzutage zweifellos zum Bestand vieler Bibliotheken weltweit. Ereignisse dieser Art zeugen davon, dass das Leben und das wissenschaftliche Erbe des grossen Gelehrten weltweit ein Gegenstand der Forschungen ist. 

      Zitat: 

QUELLEN DER ERKENNTNIS

Auf dreierlei Weise kommen einem die Kenntnisse (ilm) zu : durch gesunde Wahrnehmung (der Sinne ) , rechte Intelligenz ( und Verstand) und Informationen von vertrauenswürdigen Dienern Allahs, dem Erhabenen. Die Sophisten meinen allerdings, dass man dennoch nichts erwirbt, weil die von diesen Quellen gelieferten Angaben einander widersprechen. Was die Wahrnehmungen betrifft, so können ein schielender Mensch eine Sache doppelt sehen; die Vernunft wieder könne das Richtige treffen oder auch fehlgehen; und die Informationen mögen echt oder falsch sein. Wir erwidern darauf: Wir halten uns hier an die gesunde Wahrnehmung; das wovon ihr sprecht ist aber nicht gesund. Mit Vernunft meinen wir die rechte Vernunft, und mit Information meinen wir Mitteilungen der unfehlbaren Gesandten Allahs, überliefert durch eine fortlaufende Zeugenschaft (unabhängige übereinstimmende Mitteilung vieler ).( Imam Maturidi „Der Islam“, Übersetzer: Prof.Dr.John A. Williams aus [„Eski Islam akaidine dair eski metinler“, Istanbul, 1953]1981,München ) 

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