Themen:
1.
Was ist Kalif?
2. Wie wird man Kalif?
3. Abu Bakr
4. Umar al-Khatab
5. Uthman ibn Affan
6. Alyy ibn Talib
7. Die Kalifenzeit danach
1. Was
ist ein Kalif?
Ein Kalif ist eine Person, die einen islamischen Staat, nach der Vorgehensweise des Propheten Muhammed und auf der Grundlage des Qur’an, regiert. Die Bezeichnung von Kalif führte der zweite Kalif Umar (r.) ein. Kalif selber bedeutet: Stellvertreter. Im Qur’an werden die Menschen als Stellvertreter Gottes auf Erden genannt. Von diesem leitet sich die Bezeichnung ab. Jeder Mensch ist ein Kalif und ist für die Welt verantwortlich. Unter einem Volk benötigt man auch einen Führer (ara. Amir). Der Staatsoberhaupt trägt deshalb die Bezeichnung Kalif. |
3. Abu Bakr
Der Prophet Muhammed (s.a.s) sagte einmal: Niemand ist mir ein besserer Gefährte gewesen als Abu Bakr. Sein ganzes Leben lang stand Abu Bakr an der Seite des Pro-pheten. Abu Bakr war zwei Jahre jünger als der Prophet und war der erste Mann, der den Islam annahm. Der Prophet erzählte: Ich rief die Menschen zum Islam auf. Jeder dachte darüber nach, mindestens eine Weile, außer Abu Bakr. Er nahm den Islam an ohne jedes Zögern.
Abu Bakr war ein reicher Kaufmann. Unter den Einwohnern Mekkas galt er als Einfühl-sam und Warmherzig. Wenn ihn jemand um etwas bat, so wies er ihn nicht ab. Als er den Islam annahm, trug er viel für dessen Verbreitung bei. Sein ganzes Vermögen gab er für die Sache des Islam her.
Eine besondere Auszeichnung bekam Abu Bakr durch den Titel „Siddiq“ (= ist ein Mensch der niemals Zweifel in seinem Herzen hat.). Als der Prophet die nächtliche Himmelsreise unternahm, machten sich die Mekkaner am nächsten Morgen lustig über diese Erzählung. Selbst einigen Muslimen war die Geschichte nicht Glaubwürdig genug und sprachen sich deshalb vom Islam wieder los. Als man nun die Geschichte Abu Bakr vortrug sagte er nur: Wenn es der Prophet so erzählt hat, dann wird es auch stimmen. Da Abu Bakr schon einmal in Jerusalem gewesen ist, gingen die Leute und er zum Propheten und ließen sich die Stadt beschreiben. Und jedes Mal, wenn der Pro-phet etwas beschrieben hatte, sagte Abu Bakr, das stimmt, es sieht so aus.
Abu Bakr stand fest im Glauben war den Propheten wie ein Fels. Eines Tages erzählte einer seiner Söhne: Bei der Schlacht von Badr, als ich noch kein Muslim war, war dein Leben einmal in meiner Hand. Aber aus Liebe zu dir, hielt ich mein Schwert zurück. Mein Sohn, sagte darauf Abu Bakr, wenn ich nur eine solche Gelegenheit, wie du sie gehabt hast, gehabt hätte, dann wärst du heute nicht mehr.
Eine besondere Ehre wurde Abu Bakr zueigen, dass er den Propheten vertreten durfte. So beauftragte der Prophet Abu Bakr mit der ersten Hadsch (Pilgerfahrt) nach der Be-freiung Mekkas. Als der Prophet erkrankte, erwählte er Abu Bakr als seinen Stellvertre-ter um das Gemeinschaftsgebet zu leiten.
Auf diesem Hintergrund hin, einigten sich die Muslime, nach dem Tode des Propheten, Abu Bakr zu ihren Führer zu wählen. Abu Bakr bestieg die Kanzel in der Propheten-Moschee und hielt eine bewegende Ansprache:
O ihr Menschen! Ihr habt mich zu eurem Führer gewählt, obgleich ich nicht besser bin als irgendeiner von euch. Wenn ich etwas Gutes tue, so gebt mir eure Unterstützung, tue ich etwas Falsches, dann macht mich darauf aufmerksam und befehle ich euch Unrecht, so gehorcht meinen Befehl nicht. Hört! Wahrheit ist Ehrlichkeit, und Unwahrheit ist Unehrlichkeit. Die Schwachen unter euch sind in meinen Augen so lange mächtig, bis ich ih-nen das gegeben habe, was ihnen zusteht, wie Allah es will (Inschallah). Die Mächtigen unter euch sind dagegen solange schwach in meinen Au-gen, bis ich ihnen das genommen habe, was den anderen zusteht, wie Al-lah es will (Inschallah). Ich sage euch, wenn die Menschen aufhören, den Willen Allahs zu erfüllen, lässt Allah die Menschen in Ungnade fallen. Wenn die Menschen zu Übeltäter werden, schickt Allah ihnen Unglück. Merkt euch, ihr müsst mir so lange gehorchen, wie ich Allah und Seinem Gesandten gehorche. Wenn ich Allah und Seinem Gesandten jedoch nicht gehorche, braucht ihr mir auch nicht zu gehorchen!
Nach dieser Ansprache begangen die Zuhörer in der Moschee zu weinen und sagten, wahrlich du bist der richtige Führer für unsere Gemeinde.
Abu Bakr war unter den Muslimen als Gutmütiger bekannt. Nach dem Tode des Pro-pheten wollen sich einige Stämme die Zekat nicht zahlen. Abu Bakr drohte ihnen den Kampf an und zog schließlich gegen die Abtrümigen zu Felde. Die entschlossene Tat überzeugte manchen Schwankenden davon, dass es nicht hinnehmbar ist, einen Teil des Islam anzunehmen und den anderen abzulehnen.
Abu Bakr regierte nur 2 Jahre, drei Monate und zehn Tage. Doch in seiner Regie-rungszeit war es notwendig über die Landesgrenzen hinauszugehen. Persien und gro-ße Teile von Byzanz verloren ihre Herrschaft. Die Art aber, wie Krieg einzuhalten sei, wird selbst heute noch nicht gerecht. Abu Bakr gab seinen Generälen folgende Anweisungen:
Auszug aus seiner Rede:Fürchtet stets Allah! Er sieht in die Herzen der Menschen. Seid freundlich zu euren Untergebenen und behandelt sie gut. Geht mit guten Beispiel vor-an. Achtet die Vertreter der Feinde. Haltet eure Pläne geheim. Seid immer wahrhaftig, dann werdet ihr gute Ratschläge bekommen. Sitzt abends unter euren Männern. Das hält die Verbindung mit ihnen. Meidet unaufrichtige Menschen. Seid offen zu allen, mit denen ihr zu tun habt. Hütet euch vor Feigheit und Ehrlosigkeit. Geht gut mit euren Gefangenen um. Tötet keine Bauern auf den Feldern. Tötet keine Frauen und Kinder. Wenn sich euch jemand ergibt, so haltet ein. Zerstört keine Felder und Häuser. Wenn sie sich euch ergeben wollen, so handelt einen Vertrag aus.Im Jahre 13 der Hicra (Auswanderung nach Medina) erkrankte Abu Bakr. Ihn wurde klar, dass sein Ende gekommen ist. Das Wohlergehen der Muslime war immer seine erste Sorge. In Gedanken an seiner Wahl zum Führer, schlug er Umar ibn Khattab als neuen Führer vor. Die Muslime waren mit seinem Vorschlag einverstanden und nach 2 Wochen Krankheit verstarb Abu Bak im Alter von 63 Jahren in Medina. Sein Leichnam wurde neben dem Grab des Propheten begraben. In seinen letzten Atemzügen sagte Abu Bakr: Verkauft mein Vermögen, was mir noch geblieben ist und zahlt damit das Geld zurück, das ich als Kalif erhalten habe.
Islam bedeutet vollständige Unterwerfung unter Allahs Willen. Abu Bakr hat es mit gu-ten Beispiel vorgelebt. Durch seine völlige Selbstlosigkeit zeigte er den Muslimen, wie man das Ziel erreichen kann. Seine Macht nutzte er nie für private Zwecke aus. Durch das Kalifat von Abu Bakr gab er der Welt ein Vorbild, wie ein Volk zum Nutzen des ei-genen Volkes regiert werden kann. Abu Bakr führte ein großes Werk des Propheten fort.
Seine Charaktereigenschaften zeichneten Abu Bakr schon vor seinen Beitritt zum Is-lam aus. Er galt als großzügig bei seinen Leuten. Nach Annahme des Islam war er nur vom Propheten selber in Ibadet (Gottesdienst) zu übertreffen. In einer Nacht betete er den ganzen Qur’an durch. Aber auchschon von keiner einzigen Sunna (vorbildlichen Handlung) des Propheten lies er ab. Auch während seiner Regierungszeit als Kalif, leb-te er in einfachen und armen Verhältnissen. Sein Merkmal galt das viele weinen um seine Umma (muslimische Gemeinschaft). Nächte wie Tage verbrachte Abu Bakr damit sich Gedanken zu machen, wie er die Menschen vor der Hölle bewahren könnte. Seit der Annahme des Islam galt sein ganzes Streben nur für die Sache des Islams.
4. Umar ibn Khattab Umar war 12 Jahre jünger als der Prophet. Unter den Muslimen galt er als Streng je-doch nur in Verbindung mit der Gerechtigkeit. Der Weg zum Islam war für Umar ein außergewöhnlicher. Eigentlich wollte er zum Propheten gehen um ihn zu töten, weil er das Volk in Mekka spaltete. Unterweg traf er jedoch einen Mann der ihn fragte, wohin geht’s du? Darauf Umar sagte, ich gehe zu Muhammed um ihn zu töten. Der Mann er-widerte darauf, schaue erst einmal bei deiner Tochter vorbei, sie scheint den Islam an-genommne zu haben. Umar drehte sich um und ging direkt zu seiner Tochter. Als er bei seiner Tochter Fatima angekommen war, hörte er vor der Türe, seine Tochter et-was aus dem Qur’an rezitieren. Im Haus drin stellte er seiner Tochter zur rede und schlug dabei auf deren ihren Mann. Schützend warf sich daraufhin seine Tochter zwi-schen den beiden. In diesem Gemisch traf er beim schlagen seine Tochter die aus der Nase blutet. Mitleidig schaute nun Umar seine Tochter an. Daraufhin sagte Umar, zeig mir was ihr soeben gelesen habt. Fatima gab ihn das Schriftstück und Umar las den Text. Ohne etwas zu sagen, verlies er die beiden und ging sturgerade zum Propheten. Als die Leute Umar sahen, klagten sie den Propheten Muhammed (s.s.a.) ihre Ängste. Der Prophet blieb aber ruhig und wartet auf ihn. Umar schritt mit großen Schritten zum Propheten und sagte zum erstaunen der Anwesenden: Ich bin gekommen um den Is-lam anzunehmen. Er sprach daraufhin das Glaubensbekenntnis „Eschehdu enla ilahe illallah, ve eschhedu enne muhammden abduhu ve rasuluh“. Als er dies gesprochen hatte riefen die Anwesenden Muslime laut aus ihren Mündern heraus „Allahu akbar“. Die rufe halten durch Mekka und die Einwohner fragten sich, was hat Muhammed nun wieder angestellt?
Umars Bezeugnis für den Islam, war eine sehr große Bereicherung für die kleine mus-limische Gemeinde. Umar galt unter den Mekkaner als ehrlicher und aufrichtiger Mensch. Dennoch hatten sie Respekt vor ihn, wegen seines konsequenten Auftreten. Mutig und ohne eine Spur von Angst sagte er immer was er dachte. Das brachte ihn bei den Mekkanern den nötigen Respekt ein. Als die Mekkanern nun hörten das Umar den Islam angenommen hatten, prophezeiten sie sich selber, dass der Islam wohl nicht mehr zu halten sei.
Die Liebe zum Propheten vertiefte sich noch mit der Heirat seiner Tochter Hafsa. U-mars Hingabe zum Islam war so beieindruckend, dass seinetwegen einige Offenbarung kamen. Seine Festigkeit zum Islam war so tief, dass der Prophet einmal sagte: Wenn nach mir noch ein Prophet zu kommen hätte, wäre es sicherlich Umar. Der Tod des Propheten löste bei Umar eine tiefe Krise aus. Ein Leben ohne den Propheten war für ihn undenkbar geworden. Erst als Abu Bakr Verse des Qur’an vorlas, kam er wieder zur Besinnung und gab bis zu seinem Tode das beste für den Islam.
Zehneinhalb Jahre regierte Umar. In dieses Jahren bekannten sich Nordafrika, ganz Arabien, Teile von Asien zum Islam. Durch das wachsen der muslimischen Gemeinde traten Probleme auf, die sich zur Zeit des Propheten nicht in Erscheinung getreten wa-ren. Doch Umar wurde mit allen fertig. Er führte die Trennung zwischen Statthalter und Richter und Vollzugsbeamte ein. Ein Finanzsystem für die Staatausgaben stellte er auf. Die Soldaten wurden organisiert und in Kasernen gehalten.
Eins kam ein Fremder zum Kalifen und beschwerte sich über den Statthalter, dass er einfach sein Grundstück beschlagnahmt hat. Der Kalif gab dem Fremden ein Schreiben mit, in dem er den Statthalter aufforderte das Grundstück zurückzugeben oder zu ihn nach Median zu kommen. Als der Statthalter den Brief mit dem Siegel sah, gab er ihn sofort sein Grundstück zurück und beschenkte ihn obendrein. Ein anderes mal kam ein Fremder der noch kein Muslim war nach Medina von fragte nach dem Kalifen. Die Be-wohner sagten, vor den Toren Medians könnte er den Kalifen finden. So begab er sich vor den Toren Medinas und fand nur einen Mann schlafen am Boden liegen. Er rief den Schlafenden zu, weist du wo ich den Kalifen hier finden kann? Umar erwachte und sag-te, ich bin der Kalif. Darauf sagte der Fremde, hast du keine Soldaten um dich herum wie es andere Herrscher haben? Der Kalif sagte darauf, mein Schutz ist Allah. Ein bes-seren Beschützer gibt es nicht auf Erden. Die zwei Unterhielten sich und noch bevor sie wieder Medina betreten hatten sprach der Fremde das Glaubensbekenntnis.
Ein Besonderes Anzeichen des Gottesvertrauen zeichnete die vier rechtgeleiteten Kali-fen außerdem noch mit der Tatsache aus, dass sie keinen Personenschutz besaßen. Jeder konnte die ersten vier Kalifen besuchen. Dafür benötigte man die biete seiner Diener um Einlass beim Kalifen. Als die Stadt Jerusalem sich den Islam ergab, stellte man als Bedingung für die Kapitulation, der Kalif selber sollte nach Jerusalem kommen. So machte sich der Kalif mit nur einem Diener und einem Kamel auf nach Jerusalem. Der Slogan des Islam lautet: Was du dir selber nicht wünscht, das füge auch keinen anderen zu. Mit diesen Spruch begann für die beiden eine beschwerliche Reise. Weil die islamische Lehre keinen Menschen bevorzug, tauschten der Kalif mit seinen Diener jeweils nach einiger Zeit das Kamel. Vor den Toren Jerusalem angekommen war nun der Diener gerade auf dem Kamel. Eine Gesandtschaft von Jerusalem ging den Beiden entgegen. Da die Menschen es nicht gewohnt waren, dass so einen großer Herrscher neben einen Kamel herläuft, hielten sie den Diener für den Kalifen und huldigten ihn. Der Diener jedoch klärte die Gesandtschaft auf und Verwunderung und Respekt zollte sie den Kalifen. Als der Kalif Umar schließlich durch Jerusalem Schreitete, wunderten sich die Einwohner über sein Aussehen. Sie waren nur Herrscher in prächtigen Klei-dern und mit einer großen Anzahl von Soldaten gewohnt. Nun aber läuft vor ihnen ei-ner, der zwei große Reiche in die Knie gezwungen hat in erbärmlichen Kleidern und ohne Soldaten. Die Einwohner von Jerusalem waren so von der Einfachheit des Islam begeistert, das der Kalif selbst noch viele Übertritte zum Islam erleben konnte.
Jedoch nicht jedem Menschen kann man es recht machen. Und so kam es, dass sich ein heidnischer Sklave beim Kalifen beschwerte und der Kalif nach Prüfung des Sach-verhalts die Beschwerde zurückwies. Voller Zorn auf dem Kalifen über diese Entschei-dung, kam der Sklave am nächsten Tag zum Frühgebet und als der Kalif gerade das Gebet eröffnen wollte sprang der Sklave auf dem Kalifen und stach mehrmals in den Rücken von Umar. Als Umar sich von diesen Schrecken erholt hatte, war seine erste Frage, wer war das? Als man ihn sagte es sei ein heidnischer Sklave gewesen, sagte er erleichtert, Gelobt sei Allah, dass es kein Muslim war.
Auch Umar galt vor seinen Übertritt zum Islam als Ehrlicher und Korrekter Menschen. Die Menschen schätzten seine Offenheit, wenngleich sie vor ihn sehr großen Respekt hatten. Umar gab sich viel den Ibadet (Gottesdienst) hin. Keine Sunna (vorbildliche Le-bensweise) des Propheten lies Umar aus. Wenn er das viele Gold sah, das seine Leute nach Medina trugen, fing er an zu weinen und sagte: Ich habe Angst um euch, das ihr den Rausch des Geldes nicht wiederstehen könnt. Noch am Sterbebett sagt Umar, war ich euch ein guter Führer? Ich habe Angst das nur einer mich vor Allah anklagen könn-te, ich habe ihn schlecht behandelt.
5. Uthman ibn Affan Der dritte Kalif Uthman (Osman) war ein wohlhabender Tuchhändler. Er war einer von den ersten, die den Islam annahmen und deshalb Verfolgungen ausgesetzt waren. Als es für die ersten Muslime unerträglich wurde in Mekka, wanderten sie nach Abessinien aus. Uthman war einer von ihnen. Als die Muslime schließlich Mekka verlassen und nach Medina zogen, folgte Uthman ihnen nach.
Als Uthman Kalif wurde hatte er schon ein beträchtliches Alter erreicht. Seine ganze Sorge galt der muslimischen Gemeinschaft. Uthman hatte noch eine besondere Stelle unter den Muslimen. Er war einer der Schreiber des Propheten. Somit war es auch ihn vergönnt, dass der Qur’an in seiner Herrschaft in den islamischen Gebieten verteilt wurde. Uthmans Regierungszeit war die längste von den vier Kalifen. Sie betrug 12 Jahre. Von seinem ehemaligen Reichtum als Tuchhändler hatte Uthman einen großen Teil für die Sache des Islam gespendet.
Leider fielen auch in seiner Zeit viele Unruhen. Einige der neuen Muslime ließen sich von Nicht-Muslime mitreißen und begannen Fitne (Üble Nachrede) über die eigenen Muslime. In den islamischen Gebieten interessierte sich nicht jeder für die islamische Lehre. Ihnen lag vielmehr daran, den alten Zustand beizubehalten. Daher stichelten einige mit Lügen gegen das Kalifat auf. Es formierten sich Gruppen die sich das Ziel gesetzt haben, den Kalifen Unfähigkeit vorzuwerfen und somit die Muslime gegen ihren Kalifen aufzuhetzen. So war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Unruhen ihren Höhepunkt in der Ermordung des Kalifen endeten. Trotz der gespannten Lage, lehnte es der Kalif ab, dass Wachen vor seinem Hause stationiert werden. Uthman wollte nichts neues Einführen, was der Prophet nicht gemacht hatte.
In der Frömmigkeit stand Uthman den ersten beiden Kalifen nicht nach. Nächte lang rezitierte er den Qur’an. Der feige Mordanschlag überraschte den Kalifen beim Qur’an lesen. Von der Sunna des Propheten ließ der Kalif genauso nichts aus, wie seine bei-den Vorgänger.
6. Alyy ibn Abu Talib Alyy ein Neffe des Propheten wuchs als kleines Kind im Haushalt des Muhammed mit seiner ersten Frau Hadice auf. Alyy war der erste Jugendliche, der mit 9 Jahren den Islam annahm. Alyy war den Propheten so ans Herz gewaschen, dass er ihn seine Tochter Fatima als Frau gab. Das verband die beiden noch mehr. Durch das aufwach-sen im Hause des Propheten genoss Alyy wie wohl kaum ein andere einen tiefen Ein-blick in die Lebensweise des Islam. Durchdrungen an Liebe zu Allah und den Prophe-ten, begab er sich sogar in lebensgefährlichen Situationen. So als er sich einmal in das Bett des Propheten legte, um Muhammed die Flucht aus Mekka zu ermöglichen. Um Haaresbreite hätten die Verschwörer Alyy mit dem Speer getötet.
Alyy’s Regierungszeit war überschattet von Intrigen gegen das islamische Imperium. Nicht die Feinde von außen waren der Anlass zur Sorge, sondern die islamischen Ge-biete. Schon die Wahl Alyy zum Kalifen ließ die Sorgen erkennen. Einige Muslime sprachen sich für die Bestrafung der Mörder von Uthman aus und wollten sogleich eine Armee gegen sie entsenden. Alyy lehnte diesen Schritt vorerst ab, bis innere Frieden eingekehrt war. Daraufhin leisteten einige Muslime Alyy nicht den Treuschwur. Einer von ihnen war der Syrische Statthalter Muavya. Er wollte erst die Bestrafung der Mör-der sehen seines Verwandten sehen.
Schließlich stellte sich auch Aysche, die Lieblingsfrau Muhammeds gegen Alyy. Alle wollten sie die Bestrafung der Mörder sehen. Als Alyy darauf nicht reagierte, sammelte Aysche selber eine Armee um sich und zog gegen die Verschwörer. Alyy wiederum wollt eigenständige Handlungen nicht hinnehmen und zog mit einer anderen Armee nach Basra. So standen sich 3.000 Krieger auf Aysches Seite und 9.000 auf Alyys Sei-te gegenüber. Man nahm die Verhandlungen auf und hatte schon eine Einigung be-schlossen, als Nachts einige Männer aus der Stadt ein Scheingefecht anzettelten und somit allen beiden Gruppen weiß machen wollte, die Kämpfe seien von der jeweiligen anderen Seite angefangen worden. So kam es schließlich zur Schlacht, die in der Ge-schichte als Kamelschlacht einging, weil Aysche ihr Kämpfer auf dem Kamel Anwei-sungen gab. Alyy gewann den Kampf und viele Gefährten des Propheten sind in dieser Schlacht gefallen.
Nach dieser Schlacht wandte Aly sich den Truppen von Muavya zu. Nach langem hin und her willigte Alyy schließlich in einen Schiedsspruch ein, wo mit wiederum einige seiner Soldaten damit nicht einverstanden waren. Es bildeten sich daraus Aufständi-sche, die sich das Ziel gesetz haben Alyy wie Muavya zu töten, weil sie nach ihrer Mei-nung die Vorschriften des Islams verletzt haben. So kam es zu einem Mordanschlag gegen Alyy und Muavya. Während Alyy heimtückisch ermordet wurde, folg der Mord-komplott gegen Muavya auf. Am Freitagmorgen als Alyy wie gewöhnlich den Leuten vor der Moschee sagte, sie sollten sich fürs Gebet fertig machen, sprang einer von den Verschwören auf Alyy und schlug mit dem Schwert auf ihn ein. Am Kopf schwer ver-wundet stürzte Alyy zusammen. Am Abend verstarb Alyy im Alter von 63 Jahren. Nur knappe fünf Jahre regierte Alyy als Kalif.
Alyy war durch und durch von Islam geprägt. Gerade was nach seinem Tode alles mit Alyy gemacht wurde, entspricht nicht Alyys Gesinnung vom Islam. Zu seiner Lebezeit sah er sich nur Muhammed verpflichtet wurde und bekam das Schwert Gottes als Be-zeichnung. Jahrezehnte später wurde auf seinen Name eine Spaltung im Islam herbei-geführt. Ob sie sich Schiiten, Aliwiten oder Fatimiten nennen. Alle wollen Ihren Ur-sprung von Alyy ableiten, Alyy selber sah sich jedoch nur den Propheten und somit dem Islam verpflichtet und nicht das nach seinem Tode Parteien entstehen. Wer als Muslim wirklich von sich sagen will, er sei ein Anhänger Alyy’s, der sollte auch so Han-deln wie Alyy gehandelt hat. Und unterscheidet er sich nicht von der Vorgehensweise des Propheten.
7. Die Kalifenzeit danach Mit dem Tode von Alyy ist die Epoche der Rechtgeleiteten Kalifen zuende gegangen. Die ersten vier Kalifen bemühten sich zu ihren besten nach der vorbildlichen Lebens-weise des Propheten Muhammed (Sunna) zu leben. Ihr streben, nur den Propheten und den Islam ihr ganzes Leben zu opfern hatten sie geschafft. Keine Herrscher da-nach hatten diese hohe Qualität geschafft. In ihrer Zeit als Kalifen nahmen sie sich kei-ne Privilegien heraus. Wenn ein Fremder die Kalifen besuchte, so konnte er es nicht glauben das er vor den Mächtigsten Männern der damaligen Zeit stand. Keine Paläste, keine Leibwachen, keine Sonderstellung wegen ihres Amtes. Diese vier übten sich viel im beten, Qur’anlesen und Fasten. Diese Welt war für sie bedeutungslos geworden. Nur das streben nach Allah gab ihnen Sinn, diese schwierige Verantwortung der Staatsführung auf sich zu nehmen. Viel lieber hätten sie sich in sich selbst zurückge-zogen und nur Ibadet (Gottesdienst) gemacht. Aber der Islam kennt kein Mönchtum und daher sind die Muslime verpflichtet am geschehen dieser Welt teilzunehmen. Die-se Verantwortung haben sich die Gefährten des Propheten gestellt.
Schon der fünfte Kalif Muavya hatte schon eine prächtige Residenz und Leibwächter. Es gab Kalifen die die Erinnerung der ersten vier Kalifen wieder wachriefen, wie Umar II Azizz. Die ersten Kalifen kannten den Propheten persönlich und hatten den besten Lehrer. Die Kalifen nach Alyy’s tot, kannten hingegen den Propheten nur von Hörnsa-gen. Und doch muss man auch den Kalifen und den Sultanen Respekt entgegenbrin-gen. Man darf den Umstand nicht vergessen, in welcher Zeitepoche die Menschen auf Erden regiert wurden. Könige und Fürsten bestimmten über die Menschen, als ob sie ihr eigen wären. Das gab es im islamischen Reich nicht. So mächtig ein Kalif oder Sul-tan auch war, es waren immer Wächter da, die darauf achteten, dass die islamischen Gebote eingehalten wurden. Und die meisten Kalifen waren strenggläubige Muslime. Sie behandelten ihr Volk mit Würde und Respekt. Andersgläubige wurden nicht dazu gezwungen Muslime zu werden. Die Kirchengeschichte sah da schon anders aus. Was der König war, mussten auch seine Untertanen sein.
Drei große islamische Imperien bildeten sich im Laufe der Jahrhunderte heraus.
Überlebt hat keines von ihnen.
Die Umyyaden, wie die Abbasieden, sowie das Osmanische Reich
sind verschwunden, doch eins ist geblieben
„ d e r I s l a m “.