Die Abbasiden verdanken ihren Namen dem
Onkel des Propheten Abbas. Vorausgegangen waren Streitigkeiten
mit dem Kalifen Marvan und einem Nachkommen von Alyy. Abdallah
ibn Ali ibn Abbas zog am 25. Januar
750 mit einer Streitmacht gegen
das omiyanische Heer und besiegte es. Das war der Anfang vom Ende der
Umiyaden Dynastie. Im Juni 50 wurden
die Tore von Damaskus geöffnet, das weiße
Banner der Umiyaden wurde durch die
abbasidische schwarze Fahne ersetzt.
Der Kalif al-Mansur legte den Grundstein
für die neue Hauptstadt der Abbasiden Dynastie,
Bagdad.
Die Epoche der Abbasiden war stark durch Wissenschaft und Kunst geprägt. Die landesinneren Konflikte blieben auch unter der abbasidischen Herrschaft nicht aus. Dennoch blüte das islamische Reich in Bagdad auf. Um mit den Problemen jener Zeit fertig zu werden, erwarb man an der Nordgrenze des Reiches türkische Sklaven. Die Anzahl türkischer und persischer Soldaten stieg rapide an. Waren es am Anfang noch überwiegend Sklaven, meldeten sich nun freiwillige Türken in den Dienst des Kalifen. Der Kalif Mahdi führte den Posten des Wezires ein. Die Wezire übernahmen die Staatsgeschäfte. Über die Finanzen entschied bis dahin alleine der Kalif. Nun aber entschieden Wezire über die Verwendung der Gelder. Es entwickelte sich eine Beamtenschaft, die nicht immer religiöse Aspekte im Auge hatte. Unter den Abbasiden stach besonders der Kalif Harun ar-Raschid heraus. Als er das Kalifenamt übernahm, war er gerademal 23 Jahre alt. Alle drei Jahre unternahm Harun die Pilgerfahrt. Im Jahre 796 vollzog er die Pilgerfahrt von Mekka nach Medina zu Fuß (ca. 300 km). Sein Eifer für den Islam war unübersehbar. Die Religiösität nahm im ganzen Land zu. Ribate (klosterähnliche Einrichtungen) „schossen aus dem Boden“. Im Ribat zogen sich die Gläubigen zur Andacht an Allah und zum Studium des Islam zurück. Der Kalif Harun war bemüht, mit den Nachbarländern in Frieden zuleben. Es wurden überallhin Gesandte des Kalifen geschickt. An Karl den Großen lies Harun ein Geschenk, eine Wasseruhr, überbringen. Harun blieb bis zum Ende die bedeutendste Persönlichkeit der Abbasiden Dynastie. Die islamische Theologie erlebte einen Aufschwung ohne seines gleichen. Gelehrte schrieben unzählige Bücher. Die Biographie Muhammeds entstand in dieser Zeit. Schulen bildeten sich heraus. Abu Hanifa und as-Schafi lebten unter Haruns Herrschaft. Harun lies Pläne anfertigen, um einen Kanal zu errichten, der das Mittelmeer und das Rote Meer verbinden sollte. Tausendjahre später wurde an der gleichen Stelle der Suezkanal gebaut. In Europa wurde Harun durch die Erzählungen von „tausend und einer Nacht“ bekannt. Im Jahre 809 verstarb Harun ar-Raschid. Die Zeit nach Haruns Tod, war für die nachfolgenden Kalifen keine angenehme Regierungszeit mehr. Die türkischen und persischen Soldaten wurden aufständig, und übten immer mehr Druck auf die Kalifen aus. Der Kalif wurde zur „Marionette“ der türkischen Soldaten. Trotz der vielen inneren Unruhen entwickelte sich das islamische Imperium immer weiter. 872 wurden zahlreiche Krankenhäuser eröffnet. Die Wissenschaft schien kein Ende zu erreichen. Auf der Grundlage des Qur’an studierten die Gelehrten alles über Gott und die Welt. Es gab kaum einen Gelehrten, der weniger als drei Lehrfächer wahrnahm. 794 wurde in Bagdad die erste Papierfabrik eröffnet. Den arabischen Gelehrten ist der Durchbruch in Mathematik zu verdanken. Durch den Papierdruck entstanden im ganzen Land zahlreiche Bibliotheken. Die berühmteste wurde 820 vom Kalifen Mamun in Bagdad mit der Bezeichnung „das Haus der Weisheit“ gegründet. Die ersten Militärkapellen wurden von den Arabern ins Leben gerufen. Am Ostufer der Stadt Bagdad lies der Kalif Mahdi ein Kloster für die nestorianischen Christen errichten. Dieses Kloster suchte der Kalif Mamun oft auf, und führte lange Diskussionen mit den Mönchen. Unter dem Kalifen Mutasim, der bis 842 regierte, gelangten die Türken zu hohen Staatsämtern. Die Türken hinterließen bei den arabischen Einwohnern bitteren Hass. Sie wurden immer mächtiger, und so kam der Zeitpunkt, als die Türken den Kalifen selber auswählten. Über vierzig Jahre bestimmten die Türken, wer Kalif sein sollte. Trotzallem dehnte sich das islamische Reich unaufhaltsam aus. Spanien, Südfrankreich, Süditalien, die Inseln um Italien und Frankreich fielen in islamische Hände. Auf europäischem Boden lebten die Muslime, wie z.B. in Spanien 800 Jahre lang. Unter den Muslimen und Christen entwickelte sich eine eigenständige Wissenschaft. Als die Muslime genauso wie die Juden schließlich aus Spanien vertrieben wurden, gab es noch eine kleine Minderheit an Christen. Die Lebensart der Muslime hatte es den christlichen Spaniern so angetan, dass sie den Glauben des Islam annahmen. Das spätere Erwachen, hat das restliche Europa dem muslimischen Spanien zu verdanken. Die abendländischen Zivilisationen saugten begierrich das andalusische Wissen auf. Von 850 bis 952 wurde das Mittelmeer vollständig durch die Araber beherrscht. Der letzte Kalif der Abbasiden, der noch annährend eigenständig herrschte, war Mutavakkil. Er fiel einem Mordkomplott zum Opfer.Danach waren die Abbasiden noch 400 Jahre lang vollständig ein Marionettenkalifat, bis schließlich die Osmanen die Führung des islamischen Reiches übernahmen. Die Hauptauseinandersetzungen im Islam wurden zwischen Sunni`iten und Schi’iten geführt. Es hatten sich verschiedene schi’itische Sekten gebildet, die eigene Reiche gründeten . Die Anfänge der Schi’iten gehen auf die grausame Ermordung von Husain in Kerbela zurück. In Laufe der Zeit entwickelte sich eine eigene Form des Schi’ismus. Wenn man bedenkt, wie viele Probleme das islamische Reich zu überstehen hatte, ist es doch bemerkenswert, dass die Wissenschaft und Kultur jeweils ihre Blütezeit im Islam ereichten. Ein riesiges Reich war geboren, und wuchs ständig weiter. An allen Ecken gab es Kämpfe zu verzeichnen. Der Islam selber war nie Auslöser für Einfälle in andere Reiche, doch nahmen die neugewonnen Einwohner in kürzester Zeit den Islam als ihr Heil an. In den Anfängen der Islamforschung durch Europäer im Mittelalter wurde den Muslimen viele Unwahrheiten unterstellt. Es hieß:„Sie verbreiten den Glauben mit dem Schwert, sie regieren mit äußerster Brutalität, sie überfallen fremde Länder ohne Grund“. Jüngere Islamstudien bringen auch in Europa die Tatsachen ans Licht. Die Verbreitung des Islams erfolgte nie durch das Schwert, und die Religion wurde keinem Menschen aufgezwungen. Trotz der Macht, die die Kalifen hatten, sahen sie sich weitgehend den religiösen Vorschriften verpflichtet. Die Kriege mit anderen Ländern dienten meistens der Stabilität des eigenen Reiches. Unter vielen Kalifen wurden diplomatische Beziehungen zu nichtmuslimischen Staaten gepflegt, obwohl sie es aufgrund ihrer Machtstellung nicht nötig hatten. |